Stiftungsprofessur der HTW verleiht Völklinger Meeresfischzucht Alleinstellungsmerkmal


Minister Rippel: Chance neue Technologien am Markt zum Erfolg zu führen
Deutschlandweit einmalig werden in Völklingen Biologen und Ingenieure an einem Ort unmittelbar in der Entwicklung zusammenarbeiten.

Meerwasserfischzucht im Binnenland? Was auf den ersten Blick unmöglich erscheint, wird in Fürstenhausen demnächst Realität. Die Stadtwerke Völklingen beginnen im Mai 2008 mit der Errichtung einer Kreislaufanlage für Seefische, die in interdisziplinären Teams aus Biologen und Ingenieuren nach den modernsten Gesichtspunkten entwickelt wurde.

Das Besondere im Saarland: Man begnügt sich nicht mit der Errichtung dieser Anlage, sondern untermauert diese innovative Technologie mit einem wissenschaftlichem Fundament. Ingenieure sollen die Anlagenkontinuierlich weiterentwickeln.

An der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) wird zu diesem Zweck eine Stiftungsprofessur „Aquakultur“ eingerichtet. In In einzelnen Wahlmodulen soll das Spezialwissen über Biologie und Physiologie von Fischen Studierenden der Studienrichtungen Prozesstechnik und Biomedizinische Technik vermittelt werden. Aufgabe der so spezialisierten Ingenieure wird es bspw. sein, anhand numerischer Modelle zur Biologie verschiedener Arten, die Verfahrenstechnik zu optimieren, an der Weiterentwicklung der Anlagentechnik zu arbeiten und den Betrieb dieser komplexen und hochmodernen Anlagen sicherzustellen. „Ziel der Studienmodule im Bereich Aquakultur ist die technologische Weiterentwicklung von Kreislaufanlagen unter Einbeziehung der biologischen Einflüsse, um die Haltungsbedingungen so optimal wie möglich zu gestalten“, so Prof. Dr. Wolfgang Cornetz, Rektor der HTW. Dabei soll vorhandenes Know-How aus den Bereichen der Prozesstechnik und der Biomedizinischen Technik mit dem der Stiftungsprofessur kombiniert werden. Cornetz betont, dass es sich nicht um einen eigenständigen Studiengang handelt, sondern um ein Weiter- und Zusatzqualifizierungsangebot der Hochschule Die Stiftungsprofessur wird für drei Jahre ausgeschrieben und nach den Kriterien eines Berufungsverfahrens besetzt.

„Die Entscheidung eine Fischzucht in Fürstenhausen zu bauen, ist von großer Bedeutung für die Region“, so Joachim Rippel, Minister für Wirtschaft und Wissenschaft des Saarlandes, „Das Saarland wird damit zum Vorreiter im Bereich neuer Biotechnologie., ganz im Sinne unserer Innovationsstrategie. “ Das hier entstehende Projekt sei von seinem Ansatz her neu und könnte , die konventionellen Systemen im Bereich der Aquakultur ersetzen. Das Projekt habe daher gute Chancen am Markt erfolgreich zu sein, die wissenschaftlichen Ergebnisse die Chance, den Ruf des Forschungsstandortes Saarland international zu stärken. r.

Die Entwicklung von Verfahren für die Aquakultur auf Basis der Grundlagenforschung stellt die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft dar. Voraussetzung für Funktion und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Anlagen sind optimale Haltungsbedingungen. Im Fokus sind dabei die Biologie und Lebensansprüche der Arten. „Ab Frühjahr 2009 züchten wir in Fürstenhausen hochqualitative Salzwasserfische, wie z.B. Wolfsbarsch, Dorade und Stör“, so Oberbürgermeister der Stadt Völklingen, Klaus Lorig. Es werden innovative Konzepte benötigt, um die marine Kreislauftechnik mit einer an die Fischarten angepassten und zuverlässigen Systemtechnik sicher zu machen. Ziel ist es auch, durch die Untersuchung neuer Arten besser auf Marktfaktoren zu reagieren und damit die Wirtschaftlichkeit zu garantieren.

„Mit dem Bau einer Meeresfischzucht haben wir eines der innovativsten und ehrgeizigsten Projekte Deutschlands nach Völklingen gebracht“ erläutert Michael Altpeter gemeinsam mit Jochen Dahm, beide Geschäftsführer der Gewerbeansiedlung Völklingen GmbH (GAV). Sie ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Völklingen Holding GmbH. Die GAV hält 89,9% an der Meeresfischzucht Völklingen GmbH (MFV). Partner im Bau und Betrieb der Anlage ist die International Fish Farming Technology. Sie hält 10,1 % an der MFV. „Das Projekt ist das Ergebnis der Zusammenarbeit aus vier entscheidenden Bereichen: der Politik, der Naturwissenschaft, der Ingenieurwissenschaft und der Wirtschaft“, erläutern beide weiter, „Wir alle sind stolz, diesen Erfolg gemeinsam erarbeitet zu haben.“



Hintergrund zur Meeresfischzucht am Standort Völklingen/Fürstenhausen

Wirtschaftlicher Hintergrund der Meeresfischzucht ist die weltweit steigende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Fischen, Krebsen und Schalentieren. Auch aufgrund der allgemeinen Überfischung der Meere können die geforderten Mengen nicht mehr geliefert werden. Die Anlage in Fürstenhausen stellt eine weltweit einmalige geschlossene biologische Kreislaufanlage dar. Die Technologie, die eine Aufzucht von Fischen unter den natürlichen Klarwasserbedingungen ermöglicht, gewährleistet erstmalig eine küstenferne und damit verbrauchernahe Produktion von Meeresfischen.

Die zunehmende Verschmutzung von Küstengewässern führt heute zu erheblichen Standortproblemen der konventionellen Aquakultur, wie zum Beispiel Netzkäfige. Die potentielle Gefahr für die Umwelt durch diese Anlagen ist allgemein bekannt. Probleme dieser offenen Kulturen sind z.B. die Verbreitung von Krankheitserregern, das Entweichen von Zuchttieren in die natürlichen Bestände, sowie die kritische Belastung der Umwelt. Die ungefilterte Einleitung der im Wasser mitgeführten Nährstoffe und anderer Substanzen wird in Kreislaufanlagen durch eine komplexe Biotechnologie verhindert.

Kreislaufanlagen bedeuten eine Minimierung der Umweltrisiken. Aus der in Völklingen entstehenden Anlage werden sogar wichtige Nährstoffe für die Landwirtschaft zurück gewonnen. Von Fischen wird über die Kiemen Stickstoff in das Wasser abgegeben. Stickstoff ist ein essentieller Nährstoff für Pflanzen mit steigendem Preis. Das Völklinger Anlagenkonzept geht also weit über die normale Kreislauftechnologie hinaus. Durch spezielle mechanische und biologische Filtersysteme werden Stoffe gezielt dem Wasser entnommen und einem Recycling zugeführt. Stoffstrommanagement ist das Besondere der weltweit einmaligen Technologie, das in der Forschung und Lehre der HTW fest verankert ist. Synergie ist auf allen Ebenen des Projektes zu erkennen.

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