Viele Menschen träumen davon, sich selbstständig zu machen. Nur wenige wagen diesen Schritt tatsächlich. Zu unbekannt ist das, was auf einen zukommen könnte und überhaupt: Hat man selber das, was es benötigt, um ein eigenes Unternehmen zu gründen? Prof. Dr. Stefan Georg und Prof. Dr. Holger Buck haben 2014 das Projekt „5 Euro StartUp“ an der htw saar initiiert. Es ermöglicht Studierenden ein Gründen auf Probe. Von 2014 bis 2021 haben – passend zum 50-jährigen Bestehen der htw saar – 50 Teams am Projekt teilgenommen!
„Mit dem „5 Euro StartUp“ können Studierende aller Studienrichtungen auf realistische Weise ihr unternehmerisches Denken und Handeln schulen. In einem Team gemeinsam eine Geschäftsidee verwirklichen, Pläne aufstellen, sie verfolgen und umsetzen, dabei Durststrecken, Rückschläge und Konflikte bewältigen – das alles hilft, den eigenen Charakter zu formen und zu stärken,“ fasst Prof. Dr. Malte Beinhauer das Grundprinzip dieses Gründerwettbewerbes zusammen. Seit 2018 steht der Wettbewerb auch Studierenden der Universität des Saarlandes offen, die regelmäßig Gründerteams beisteuern.
Ausgestattet mit einem symbolischen Startkapital von realen fünf Euro entwickeln die studentischen Teams eine eigene Geschäftsidee. In acht Wochen bauen sie ihr eigenes Unternehmen auf und testen am echten Markt, wie tragfähig und erfolgreich ihr Produkt oder ihre Dienstleistung tatsächlich ist. Von der Prototyperstellung über die Finanzierung und das Marketing bis hin zum Verkauf müssen die Teams viele Entscheidungen treffen. Praktisches Feedback zu allen Fragen der Unternehmensführung erhalten sie die Projektzeit hindurch von ihren Coaches, erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Saarland. Diese teilen ihre Erfahrungen aus dem gelebten Unternehmensalltag und stehen den Gründer*innen mit Rat und Tat zur Seite.
Das Einmaleins des eigenen Unternehmens vermitteln Dozierende der Hochschule. Angefangen von der „Entwicklung von Geschäftsmodellen“ über „Rechtliche Aspekte“ bis hin zu „Finanzen, Marketing und Vertrieb“ – die Studierenden erhalten umfassenden theoretischen Input, begleitet von Kreativ-, Team- und Ideenfindungs-Workshops.
Zum Ende des Semesters müssen die Gründer*innen ihre Geschäftstätigkeit abmelden und einen Geschäftsbericht abgeben. Auf Basis dieses Geschäftsberichts und der Präsentation der Produkte oder Dienstleistungen durch die Gründungsteams bei der Abschlussveranstaltung erhalten die Juroren ein rundes Bild der unternehmerischen Leistungen. Die Sparkasse Saarbrücken und die Saarländische Investitionskreditbank (SIKB) unterstützen das Projekt der htw saar von Anfang an. Sie stellen dabei nicht nur Preisgelder zur Verfügung – die Studierenden können in allen Phasen des Projektes auf das umfassende Know-how beider Institute zurückgreifen. Mit Preisgeldern werden der beste Geschäftsbericht, die innovativste Geschäftsidee und das beste Geschäftsmodell ausgezeichnet.
Wie auch immer die Platzierungen aussehen, eines lässt sich festhalten: Alle Teilnehmenden haben im „5 Euro StartUp“ gelernt, dass theoretisches Wissen eine gute und wertvolle Basis darstellt, die Realität jedoch mit unerwarteten Details aufwartet. Die Studierenden können in diesem Projekt herausfinden, wie teamfähig sie tatsächlich sind und ob sie das Zeug zum Gründen haben. Beides sind wichtige Kompetenzen, die in der Arbeitswelt – ob angestellt oder selbständig – nachgefragt sind.
Und wie sehen die Ideen der Gründer*innen aus? Sehr oft sind sie vom studentischen Alltag geprägt: Da gibt es ein Raumplanungssystem in Echtzeit, das bei der Suche nach einem freien Hörsaal hilft; einen intelligenten Blumentopf, der das Gießen übernimmt oder ein Kochbuch, in dem man Rezepte für Frühstück, Mittagsessen und Abendessen findet, für die man maximal fünf Zutaten benötigt und maximal fünf Euro pro Tag investieren muss.
Auch der Aspekt Nachhaltigkeit findet sich regelmäßig in den Projektideen wieder: Tische aus alten Wein- und Zigarrenkisten, ein Geschenkpapier-Ersatz aus Stoff, ein Frühstücksbeutel als Alternative zur Kunststoffbox, innen mit lebensmittelechter Folie ausgestattet, so dass er hygienisch, leicht abwaschbar und wiederverwendbar ist oder alte Autoreifen, die nach dem Upcycling-Prinzip in bequeme Sitzmöbel umgewandelt werden.
Es gibt aber auch Teams, die abseits des studentischen Alltags Gründungsideen entwickeln. Da wird Bier mit den guten Eigenschaften von Bienenhonig kombiniert, eine Geschenkbox mit Produkten von saarländischen Kooperationspartnern und eine intelligente Lösung für das Faszientraining entwickelt. Statt auf dem Boden zu trainieren, ist die Faszienrolle auf einer Spreizstange gelagert, die zwischen den Türrahmen jeder gängigen Zimmertür gespannt werden kann.
„Mich beeindruckt neben der Vielfalt der Ideen jedes Mal wieder, welche persönliche Entwicklung die Studierenden in ihren Teams durchlaufen. So sind es am Anfang noch eher eine Art spielerisches Erproben und Phantasieren, wenn die Teams ihre Ideen entwickeln und an den Prototypen basteln. Nach dem ersten Coachtreffen kommt dann schlagartig eine Ernsthaftigkeit in die Teams, die nun plötzlich ihre Ideen verteidigen und aus Detailfragen der Coaches antworten müssen,“ erklärt Ulrike Reintanz, die das Projekt an der htw saar organisiert. „Den größten Entwicklungsschub gibt es dann noch einmal kurz vor der Abgabe der Geschäftsberichte und der Vorbereitung auf die Präsentationen: Klarheit in den Konzepten, mit Zahlen hinterlegte Geschäftsberichte, professionelles Auftreten als Team und das Selbstvertrauen, gemeinsam ein Projekt über alle Höhen und Tiefen erfolgreich zum Abschluss gebracht zu haben – diese Mischung macht das 5 Euro StartUp zu einem faszinierenden Projekt für alle Beteiligten – Studierende, Lehrende, Coaches, Jury und Gäste.










