In Saarbrücken existierten Mitte der 1960er-Jahre neben der Bergingenieurschule und der 1948 gegründeten Universität des Saarlandes phasenweise mindestens vier weitere Schulen zur höheren (Aus)Bildung. Diese Vielfalt war nicht auf das Saarland begrenzt. In der ganzen Bundesrepublik existierte ein Wildwuchs an hunderten kleinen und kleinsten höheren Bildungseinrichtungen. Gemeinsam hatten sie, dass sie darum kämpften, akademisch aufgewertet zu werden, aus Schülerinnen und Schülern sollten – nicht nur dem Namen nach – Studentinnen und Studenten werden.
Seit Ende der 1950er-Jahre begannen in der Bundesrepublik die Debatten um eine Bildungsreform. Es bestand die Befürchtung, dass Deutschland im internationalen Vergleich den Anschluss verlieren würde. 1964 fand der Pädagoge Georg Picht mit einer Artikelserie zum Thema „Die deutsche Bildungskatastrophe“ ein Schlagwort, das die Debatte befeuerte: Die Ausgaben für Bildung seien zu gering, die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten zu niedrig, das System undurchlässig, nicht an die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers angepasst und der Föderalismus behindere durchgreifende Reformen.
Im gleichen Jahr kam die Kultusministerkonferenz zu einem ähnlichen Ergebnis. Es war der Beginn für umfassende Umstrukturierungen im gesamten bundesdeutschen Bildungswesen. Einer der neu entstandenen Schultypen für die höhere Bildung war die Fachhochschule. Für das Saarland wurde entschieden, dass die Kunstgewerbeschule, die Ingenieurschule und die Wirtschaftsfachschule fusioniert und zur Fachhochschule aufgewertet werden sollten. Die Schulen in nicht-staatlicher Trägerschaft, die Bergingenieurschule und die Katholische Höhere Fachschule für Sozialarbeit blieben dagegen unabhängig.
Vereinigung zur Fachhochschule des Saarlandes 1971
Am 1. September 1971 wurde schließlich die „Fachhochschule des Saarlandes“ (FHdS) gegründet. Dies geschah auf Grundlage des im Februar 1970 vom Landtag verabschiedeten „Gesetzes über die Fachhochschulen des Saarlandes“.
In der neuen Fachhochschule, die im Wintersemester 1971/72 1.568 Studierende zählte, vereinigten sich die bisher eigenständige „Staatliche Ingenieurschule“, „Staatliche Werkkunstschule“ und die „Höhere Wirtschaftsfachschule“. Sie gliederte sich in acht Fachbereiche: Architektur (A), Bauingenieurwesen (BI), Betriebswirtschaft (BW), Design (D), Elektrotechnik (E), Grundlagen Informatik und Strahlenschutz (GIK), Maschinenbau (M) und Wirtschaftsingenieurwesen (WI).
Video: SR-Archivmaterial