Immer wieder entscheiden sich Absolvent*innen und Mitarbeiter*innen der htw saar für den Weg in die Selbstständigkeit. In unterschiedlichen Strukturen entwickeln sie ihre Projekte weiter oder bringen sie zur Marktreife. So vielfältig wie die Forschungsschwerpunkte der Hochschulen sind auch die Technologien, Produkte, Verfahren und Prozesse der gegründeten Unternehmen. Zu einer der ersten erfolgreichen Ausgründungen zählt Orbis AG, heute Orbis SE. Das Unternehmen mit mittlerweile 750 Beschäftigten begleitet seit über 35 Jahren mittelständische Unternehmen sowie internationale Konzerne bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Prof. Wolf-Jürgen Schieffer erzählt in einem Gespräch mit der Hochschulkommunikation von seiner Zeit als Professor an der htw saar, als Mitbegründer eines heute börsennotierten Unternehmens und gibt Tipps, was es für eine erfolgreiche Gründung braucht.


1986 gründeten Pof. Schieffer gemeinsam mit seinen damaligen Mitarbeitern im EDV-Labor Betriebswirtschaft Thomas Gard, Klaus Kieren, Stefan Mailänder, seinen Kollegen Prof. Werner Koetz und Prof. Dr. Helmut Groh (bis zu seinem Rektorat) sowie dessen Mitarbeiter Ulrich Thiele die Orbis GmbH. „In den Pausen haben uns die Absolventen und Mitarbeiter im EDV-Labor immer wieder erzählt, dass sie sich selbstständig machen möchten“, erinnert sich Schieffer. „Sie waren die Haupttreibenden, brauchten aber jemand Erfahrenes an ihrer Seite“, erzählt der Professor im Ruhestand. Während sie sich um die Programmierarbeiten kümmerten, profitierte das noch junge Unternehmen von Schieffers guten Kontakten in die Wirtschaft. „Wir fingen zunächst einmal ganz bescheiden an“, erinnert er sich. Ein kleines Büro und von daheim mitgebrachte Tische. Dass das Unternehmen später einmal börsennotiert sein würde, damit hatte Schieffer zu der Zeit noch nicht gerechnet.


An das erste große Projekt erinnert er sich noch: Orbis hatte bei Saar-Hartmetall, Tochterunternehmen der Saarstahl-Unternehmensgruppe - ehemals Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke - eine Software ähnlich wie SAP eingeführt. „Das war ein gigantisches Unterfangen und die vier Jungs haben eine hervorragende Arbeit geleistet“, sagt Schieffer. Im Folgejahr kam Hydac in Sulzbach und 1990 ZF Saarbrücken als Schlüsselkunden für den Aufstieg hinzu.

Aber das Unternehmen hatte zwischendurch auch zu kämpfen. Etwa in den 2000er-Jahren, nachdem die sogenannte Dotcom-Blase geplatzt war und die Kurse für Tech-Aktien abstürzten, einige nicht überlebten. Mit umsichtigem Handeln und einem neuen Geschäftszweig konnte die Leitungsebene von Orbis damals aber das Schlimmste abwenden – auch Entlassungen gab es laut Schieffer keine. „Das war auch für mich eine fordernde Zeit und hat mir manchmal schlaflose Nächte bereitet“, erinnert er sich, denn mit dem Börsengang am 25.09.2000 war Schieffer Aufsichtsratschef bei Orbis geworden. „Diese Krise haben wir auch dank der Tatkraft von Aufsichtsrat, Vorstand Thomas Gard und Stefan Mailänder sowie vor allem unserer guten Mitarbeiter sehr gut überstanden und ab 2006 ging es steil aufwärts“, so Schieffer. Heute im Ruhestand sei es für ihn nach wie vor eine große Ehre und Freude als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats bei den Hauptversammlungen dabei zu sein.

Aber was braucht es denn eigentlich für eine erfolgreiche Gründung? „Energie, Tatkraft, Glauben an sich selbst und den Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen“, antwortet der 81-Jährige ohne zu zögern. An Energie und Tatkraft hat es dem früheren htw saar Professor noch nie gemangelt. Neben seiner 35-jährigen Lehrtätigkeit in der Wirtschaftsinformatik an der htw saar, die er selbst als „wunderbare Zeit“ beschreibt und der Zeit als Mitbegründer und Unternehmensberater bei Orbis engagierte sich Schieffer auch im sozialen Bereich und war politisch aktiv. 1999 erhielt er für seine Leistungen für die Allgemeinheit das Bundesverdienstkreuz am Bande. An der Hochschule hatte Wolf-Jürgen Schieffer viele, viele Jahrgänge vom 1. bis zum 8. Semester durch das Studium, während der praktischen Studienphase und Diplomarbeit begleitet und einigen sogar den Start in ihr Berufsleben erleichtert: Über 200 Absolvent*innen der htw saar haben ihre berufliche Laufbahn bei der ORBIS begonnen. Er hat sich an der htw saar als Initiator und Leiter des EDV-Labors Betriebswirtschaft für den Aufbau der Infrastruktur, insbesondere für den reibungslosen Technologietransfer zwischen der Hochschule und der Wirtschaft eingesetzt. Auch nach seiner Pensionierung hielt er weiterhin „aus Spaß“ Vorlesungen in seinem Fachbereich.

Auf die Frage, ob er nun im Ruhestand diese bewegte Zeit an der Hochschule und bei Orbis vermisse, antwortet Schieffer: „Ich schaue immer nach vorne, aber ich war mit Leib und Seele Hochschullehrer. Für mich ist das der schönste Beruf, den es gibt: Jungen Menschen Wissen, Erfahrung weiterzugeben und obendrein beim Start ins Berufsleben zu helfen, das war mir jederzeit Motivation und Antrieb“.

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