Internet-Workshops an der HTW und SR2-Generationenkonferenz
Wie jedes Jahr besuchten 120 Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Marienschule vom 1. bis 4. April 2008 die Informatik-Labore der HTW. In den Internet-Workshops lernen die Teilnehmenden die interessanten Seiten des Internets, aber auch dessen Gefahren Internets. Das Internet-Workshop-Team mit Achim Pick, Wolfgang Pauly und Martina Lehser hat dazu ein Programm und eine Broschüre entwickelt, die über eine technische Einführung, der sinnvollen Benutzung von Suchmaschinen bis zur Chat-Problematik reichen.
Zu Beginn des Workshops sitzen im Schnitt 30 SchülerInnen erwartungsvoll im Rechnerraum des Systemtechniklabors und wissen noch nicht so recht, was sie erwartet. Denn Internet-Profis sind sie doch alle - ist zumindest ihre Meinung. Im weiteren Verlauf zeigt sich aber dann, dass die meisten von ihnen doch noch große Wissenslücken haben. Sie bewegen sich mit sehr großer Arglosigkeit in Chaträumen und Foren, wissen nicht, was alles mit den Informationen, die sie preisgeben, angestellt werden kann.
Am Anfang des Workshops werden die Kinder nach ihren Surfgewohnheiten befragt: Die nicht repräsentative Statistik der Workshops ergibt, dass fast alle der Kinder in ihrem Kinderzimmer einen eigenen PC, die meisten mit Internet-Anschluss haben. Einige geben an, dass sie pro Tag eine halbe Stunde im Netz sein dürfen, am Wochenende etwas länger, kontrolliert durch ihre Eltern. Andere – erschreckend viele – können völlig unkontrolliert im Internet surfen. Das geht wochentags bis 3 – 4 Uhr nachts, am Wochenende auch mal rund um die Uhr.
Am Beispiel gesichterparty.de lässt sich hervorragend zeigen, was alles an Informationen aus den Profilen (ohne dass man angemeldet ist) erkennbar wird. Abgesehen von der unverschlüsselten Übermittlung von Passwörtern, fordert GP auf, möglichst viele Details und wahrheitsgetreu Informationen zu veröffentlichen. So findet man von vielen Teilnehmern sehr persönliche Angaben, wie reale Namen, Telefonnummern, genaue Anschrift etc. Auch ohne die genaue Adresse kommt man mithilfe anderer Angaben, z.B. über Hobbys, Vereine und mithilfe Google-Suche bzw. Google-Maps an detaillierte Informationen des Umfelds und des Wohnorts. Die unverschlüsselt übertragenen Passwörter können leicht lesbar gemacht werden. Erst wenn die Kinder ihr eigenes Passwort auf der Leinwand sehen, ist die Überraschung groß und sie können sich eher vorstellen, dass mit ihren Daten auch Unfug getrieben werden kann.
Viele Kinder sind auch erstaunt, wenn sie erfahren, dass auch Eltern und Lehrkräfte sich hinter Nicknamen mit Schülerprofilen verbergen. Sie wissen zwar, dass nicht alle Informationen echt sind, aber dass Eltern oder gar LehrerInnen ... Für manche wird dann klar, dass man vielleicht mit Beleidigungen und Beschimpfungen im Chat weniger großzügig sein sollte. Auf dem Schulhof wäre man sicher etwas zurückhaltender einer Lehrerin oder einem Lehrer gegenüber. Es ist halt verlockend, Dinge anonym zu schreiben, wenn man weiß, dass das Gegenüber weit weg an einem anderen Computer sitzt oder die Texte über sie/ihn gar nicht erst zu sehen bekommt. Richtig anonym ist das ganze aber nicht, denn es ist immer feststellbar, wann von welchem Computer von wem was geschrieben wurde – schockierend für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops.
Fazit: Wer etwas über die Technik und die Hintergründe des Internets weiß, kann auch eher Gefahren erkennen und damit umgehen lernen.
SR2-Generationenkonferenz
Passend zur Internet-Thematik aus dem Bericht Internet-Workshops wurde wenige Tage später am 10.4.08 im Illtal-Gymnasium eine Podiumsdiskussion der SR2-Generationenkonferenz mit dem Titel “Fit oder Verloren - Lust & Frust im Netz” veranstaltet. Podiumsgäste waren Prof. Dr. Martina Lehser (HTW), Dr. Burkhard Jellonnek (Landeszentrale für politische Bildung), Markus Weiland (Internetplattform „gesichterparty.de“) und Lisa Hemmer, Schülersprecherin und Initiatorin der öffentlichen Veranstaltung am Illtal-Gymnasium. Die Veranstaltung richtete sich an Eltern und SchülerInnen, sowie an Lehrerinnen und Lehrer. Die Generationenkonferenz wurde von Barbara Renno moderiert, vom Saarländischen Rundfunk aufgezeichnet und am 27.04.2008 von 20:04 bis 21:00 Uhr im “Diskurs” auf SR2 Kulturradio ausgestrahlt.
Initiiert wurde diese Veranstaltung durch Mobbing-Probleme an der Schule, die sich von den realen Klassenräumen in virtuelle Chaträume und Foren verlagert haben. Die vermeintliche Anonymität im Cyberspace fördert Konfrontationen auf extrem niedrigem Niveau. Der unkontrollierte anonyme Zugang zu Internetforen ermöglicht Schülerinnen und Schülern ihre Aggressionen völlig unkontrolliert zu artikulieren und lässt die Hemmschwelle der Beteiligten sinken. Diese Problematik wird von Eltern – aufgrund mangelnden Wissens – meist nicht verstanden und auch nicht entsprechend mit den Kindern verarbeitet.
Diskutiert wurden die Themen Surfen im Netz, Chatten und virtuelle Treffen in Communities, welche Spuren der einzelne Nutzer hinterlässt und wie sich Mobbing-Opfer fühlen, zu denen Lehrerinnen und Lehrer genauso gehören wie Schülerinnen und Schüler. Beleuchtet wurde auch die Rolle der Medienerziehung und des Jugendschutzes, ebenso die Frage, ob neue Umgangsformen und Regeln für das World Wide Web gebraucht werden.