Spielplatz für Lehrerinnen und Lehrer – Saarländische Roberta® LEGO® Engineering Conference an der HTW

Roberta6T.gifSusanne Kraemer, Webredakteurin

70 Lehrerinnen und Lehrer und pädagogische Fachkräfte knien auf dem Boden und basteln eifrig an kleinen LEGO® Robotern - die Saarländische Roberta® LEGO® Engineering Conference vom 12. März 2009 stieß auf Begeisterung und weckte bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Wunsch, LEGO®-Roboter in ihrem Unterricht und bei der Betreuung einzusetzen.

Die Eröffnungsrede hielt Ulrike Pertersen vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS). Zusammen mit der HTW richtete das IAIS die Konferenz in den Gebäuden der HTW Goebenstraße aus. Das IAIS rief 2002 die Initiative „Roberta® – Lernen mit Robotern“ ins Leben, um besonders Mädchen und junge Frauen spielerisch an Naturwissenschaften und Technik heranzuführen. Petersen, eine der „Roberta®-Mütter“, hat das Projekt von der ersten Stunde an begleitet. Besonders die unterschiedliche Herangehensweise von Jungen und Mädchen an technische Themen und die anfängliche Zurückhaltung von Mädchen, fielen ihr bei ihrer Arbeit auf: „Bei einem Girlsday sagten die Mädchen zu den Jungs, sie würden zu einem Model-Kurs gehen. Erst nachdem sie merkten, wie viel Spaß das Experimentieren mit den LEGO®-Robotern machte, gaben sie zu, einen Roberta®-Kurs besucht zu haben.“

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Ähnliche Erfahrungen hat Uwe Ott, Studienrat am Johannes Kepler Gymnasium in Lebach, gemacht. An seiner Schule hat er eine Roboter-AG ins Leben gerufen. Nachdem die AG mit großem Mädchenanteil startete, ließen sich nach kurzer Zeit keine Mädchen mehr dort blicken. Jungs konkurrieren miteinander, Mädchen seien eher Teamworker, so Ott. Bei diesen Gegensätzen funktioniere die Zusammenarbeit nicht. Daher initiierte er eine Samstags-AG extra nur für Mädchen. Das Konzept ging auf, die bisherigen Veranstaltungen waren überfüllt. Doch neben der Angst, dass die Mädchen doch noch mal abspringen, verbleiben ungeklärte Fragen nach der Finanzierung, der Organisation der AG und einem Ausgleich für den Zusatzaufwand der Lehrerinnen und Lehrer.
Auch Christine Sinnwell-Backes, Leiterin der Offenen Ganztagsschule Nalbach, beobachtete, dass Mädchen und Jungs unterschiedlich arbeiten: „Jungs sind ungeduldig und probieren Dinge lieber selbst aus, anstatt Anweisungen zu befolgen. Mädchen sind zögerlicher und hören genau zu.“ Deswegen sieht auch sie die Lösung in geschlechtergetrenntem Unterricht.

Prof. Dr. Wolfgang Cornetz, Rektor der HTW, beklagt den Rückgang der Studierendenzahlen in technischen Fächern: „Als ich 2001 an die HTW kam, schien es uns das wirksamste Gegenmittel, direkt an die Quelle zu gehen, nämlich an die Schulen.“

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Lernen mit Robotern ist aber nicht nur für Schulen interessant. Robert Rasmussen aus den USA setzt bereits seit vier Jahren LEGO®-Roboter in der Lehre an seiner Hochschule, der Tufts University, Medford und Boston, ein. Er ist davon überzeugt, dass man etwas am besten lernt, indem man es selbst macht, daher seine Devise: „Learning from making stuff“. Die LEGO®-Roboter sind wie geschaffen, dieses Motto in die Praxis umzusetzen. Auch Prof. Dr. Charis Förster, Professorin für Theorie, Praxis und Empirie der Pädagogik der Kindheit an der HTW, setzt auf Lernen mit allen Sinnen. Sie sieht in Roberta®-Kursen die Möglichkeit, die Kreativität der Kinder zu wecken und so nachhaltiges und effizientes Lernen zu fördern. Dass durch Roberta®-Kurse früh Interesse an der Technik geweckt wird, sieht so auch die Schirmherrin der Konferenz, Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. „Wünschenswert wäre es“, so Kramp-Karrenbauer, „wenn dieses Interesse zu einem Studienabschluss hier an der HTW führt.“

An eine Bastelstunde erinnerten die Workshops. Hier übten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, LEGO®-Roboter zu bauen und zu programmieren. Die Einsteiger-Gruppe war zuerst damit beschäftigt, das Grundmodell des LEGO®-Roboters zusammenzubauen. Anschließend zeigte Benjamin Behringer, Informatik-Student der HTW, Schritt für Schritt, wie man dem Roboter mit Hilfe einer grafischen Software Leben einhauchen kann. Skeptische Blicke, angestrengte Gesichter – fünf Minuten später verriet ein lautes Surren, dass sich die Räder drehten; der Roboter hatte seine erste Bewegung gelernt!
Mit der Fortgeschrittenen-Gruppe ging Eric Wagner, ebenfalls Informatik-Student der HTW, gleich ans Eingemachte. Ihre Roboter sollten Geräusche in verschiedenen Tonhöhen von sich geben, je nachdem, wie schnell und welches der beiden Räder des Roboters man bewegte. Auch das Data-Logging wurde eingeübt. Die Methode, Sensordaten eines LEGO®-Roboters grafisch als Diagramm darzustellen, wurde zuvor von Flemming Tind Vellig von LEGO® Education, Billund, Dänemark erklärt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von den Workshops begeistert. „Ich habe genau das bekommen, was ich erwartet habe, eine praktische Einführung in die Konstruktion von LEGO®-Robotern“, so Berthold Ebert, Lehrer an der Ringwallschule in Nonnweiler. Er empfand den Workshop als sehr motivierend, weil schnelle Erfolge erzielt werden können. „Das Konzept ist auf jeden Fall in der Schule umsetzbar. Ich habe fest vor, LEGO®-Baukästen für meine Schule zu kaufen und in der Technik-AG einzusetzen.“ Patrick Dreher vom Albert-Einstein-Gymnasium in Völklingen und Stefan Strobel, Gymnasium am Rotenbühl, arbeiten bereits mit LEGO®-Robotern an ihren Schulen. Für sie lieferten die Workshops Inspirationen für ihre AGs. Jedoch kamen die Konzepte, wie die LEGO®-Roboter in den Unterricht integriert werden können, etwas zu kurz.

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Franz-Josef Klein (Deutsche Bank), Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ulrike Petersen (IAIS), Prof. Dr. Martina Lehser und HTW-Rektor Prof. Dr. Wolfgang Cornetz bei der Überreichung der Auszeichnung "ausgewählter Ort" im "Land der Ideen"

Ein weiteres Highlight des Tages war die Auszeichnung des Roberta® RegioZentrums Saarland als „ausgewählter Ort“ im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“. Die HTW hat das Zentrum als zentrale Koordinationsstelle für Kursleitungsschulungen eingerichtet. Die Auszeichnung überreichte Franz-Josef Klein von der Deutschen Bank an Prof. Dr. Martina Lehser, Informatikprofessorin der HTW und Leiterin des RegioZentrums. Lehser verriet auch etwas über die weiteren Pläne des RegioZentrums: „Wir sind auf der Suche nach Pilotschulen, die das Roberta®-Konzept in die Breite tragen möchten“. So steht einem flächendeckenden Einsatz von LEGO®-Robotern und weiteren begeisterten Gesichtern nichts mehr im Wege!

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