Medizintourismus als Chance für das Saarland

Beim ersten saarländischen Medizintourismus-Workshop am 24. März 2010 kamen Experten aus Medizin, Hotellerie, Touristik, IT und Wissenschaft im Knappschaftskrankenhaus Püttlingen zusammen, um Chancen und Herausforderungen dieses Marktes für das Saarland aufzuzeigen und zu bewerten.

Fällt der Begriff Medizintourismus, denkt man unweigerlich an eine Gebiss-Sanierung in Ungarn, eine Augenlaser-OP am Bosporus oder eine neue Nase auf Mallorca. Die Kombination aus medizinischem Eingriff und Urlaub ist der aktuelle Trend. Warum also nicht für die neue Hüfte ins Saarland reisen? Das Saarland verfügt nicht nur über herausragende medizinische Kompetenzen, auch das touristische Angebot ist attraktiv.

„Medizintourismus im Saarland - Chancen und Risiken einer branchenübergreifenden Kooperation“ lautete der Titel des Workshops, zu dem die HTW-Forschergruppe INTOUS, die sich seit Juli 2008 innerhalb eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes mit dieser Thematik beschäftigt, Experten aus Medizin, Hotellerie, Touristik, IT und Wissenschaft eingeladen hatte. Dabei wurde die Forschergruppe von Studierenden des Studiengangs Internationales Tourismus-Management bei den Vorbereitungen und der Durchführung des Workshops unterstützt.

Dr. phil. Rainer Schryen, Leiter des Referates Tourismuspolitik, Tourismusförderung im Saarland, verdeutlichte die wachsende Bedeutung der im Saarland jungen Branche Medizintourismus durch die Präsentation zweier Fakten: die Zahl der älteren Menschen wächst und damit der Bedarf an Operationen und Reha-Maßnahmen. Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen steigt parallel dazu, was sich nicht nur in steigendem Absatz von Wellness-Drinks, sondern auch in der verstärkten Nachfrage von Präventionsmaßnahmen zeigt. Ein weiterer Trend unterstreicht Schryens Prognose des Wachstumsmarktes Medizintourismus: immer mehr Unternehmer bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Check-ups an, immer öfter sind Stressbewältigungsseminare und Präventionsmaßnahmen Teil dieser Incentives.

Dr. med. Jäger, Ärztlicher Direktor des Knappschaftskrankenhauses Püttlingen, zeigte in seinem Vortrag die herausragenden medizinischen Kompetenzen des Saarlandes auf und erläuterte damit, welche Potenziale für den Medizintourismus zur Verfügung stehen.

Prof. Dr. Augustin Betz berichtete von seinen Erfahrungen mit internationalen Patienten, Dr. med. Helmut Isringhaus konzentrierte sich auf die grenzüberschreitende Patientenversorgung. Bei beiden Vorträgen wurde schnell klar, dass internationale Gäste besondere Herausforderungen für die Kliniken und Beherbergungsbetriebe darstellen: die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede müssen überwunden werden.

Selbst wenn man sich auf nationale Gäste konzentriert, stellt sich die Frage, ob und wie man Patient(inn)en und „normale“ Gäste in einem Hotel beherbergen kann. Dass dies geht, bestätigte Michael Buchna, Geschäftsführer des Landhotels Saarschleife. Sein Hotel profitiert schon lange von Patient(inn)en, die nach kleineren medizinischen Eingriffen das Hotel und ein touristisches Rahmenprogramm dem Krankenhaus vorziehen.

Um auch die rechtlichen Aspekte des Medizintourismus zu beleuchten, erläuterte Prof. Dr. jur. Buck die juristischen Rahmenbedingungen des Marktes.

Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der Tourismus Zentrale Saarland, sieht das Saarland auf dem Weg zum Gesundheitsland. Die medizinische Kompetenz ist im Saarland vorhanden, erste Patient(inn)en haben die verfügbaren Angebote angenommen, die Hotelbranche und die Anbieter von Fremdenzimmern sind vereinzelt auf Patient(inn)en als Gäste eingestellt. Was das Saarland brauche, sei eine Koordinationsstelle, die die verfügbaren Angebote zielgruppengerecht darstellt.

Ein Mittel hierfür kann das zusammen mit dem Software-Unternehmen GimTec GmbH entwickelte Portal HealthTourMobil sein, das Maike Baus von der Forschergruppe INTOUS zum Abschluss des Workshops vorstellte.

Fest steht, dass der Medizintourismus dem Saarland Chancen bietet. Der Workshop der HTW-Forschergruppe war ein erster Schritt zur Vernetzung der Akteure, denn, wie ein Teilnehmer bemerkte, als Einzelkämpfer kommt man da nicht weit. In den nächsten Monaten wird es also darum gehen, die Grundlagen für ein funktionierendes Netzwerk zu schaffen und weitere Akteurinnen und Akteure zu gewinnen. In diesem Zusammenhang soll die zu entwickelnde Plattform insbesondere auch kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit bieten, neue Zielgruppen und Zielmärkte anzusprechen, kooperativ innovative Angebote im Bereich Gesundheits- und Medizintourismus zu entwickeln und diese gemeinsam im nationalen und internationalen Zielmarkt bekannt zu machen. Um möglichst kundenorientiert und bedarfsgerecht zu agieren, wird die Forschergruppe INTOUS im September 2010 ergänzend einen Workshop für Patient(inn)en veranstalten.

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