Ingenieure braucht das Land
"Wieviel Ingenieure braucht die Region" lautete der Titel einer
Podiumsdiskussion an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des
Saarlandes (HTW) am Mittwoch, 1. Juli 1998. Vertreter von Unternehmen,
Verbänden und Hochschulen waren sich einig, daß ein dramatischer
Mangel an Nachwuchsingenieuren zu erwarten ist. "Der Ingenieurbedarf in
der Wirtschaft wird sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln",
prognostizierte Dr. Walter Koch, Präsident der Vereinigung
Saarländischer Arbeitgeberverbände. Aufgrund der
rückläufigen Zahlen der Studienanfänger in den klassischen
Ingenieurstudiengängen könne jedoch die hohe Nachfrage seitens der
Unternehmen nicht abgedeckt werden. Vor allem die mittelständischen
Unternehmen hätten unter dieser Entwicklung zu leiden.
Großunternehmen wie Siemens seien für die meisten Absolventen und
Absolventinnen die attraktivere Wahl.
Dabei seien die Anforderungen an einen zukünftigen Ingenieur bzw.
Ingenieurin nicht kleiner geworden - im Gegenteil. "Neben der fachlichen
Kompetenz erwarten wir von einem Ingenieur auch soziale und kommunikative
Fähigkeiten", so Dr. Jürgen Althoff, Vorsitzender des VDI-Saar.
Das Ingenieurbild habe sich verändert. "Gefragt ist der ganzheitliche
Spezialist", betonte der Präsident der Universität
Kaiserslautern, Prof. Dr. Günter Warnecke. Aufgabe der Hochschulen sei es,
sich in ihren Ausbildungsangeboten diesen Entwicklungen anzupassen.
Die Podiumsdiskussion unter der Moderation von Peter Springborn vom
Saarländischen Rundfunk bildete Abschluß und Höhepunkt des
diesjährigen "Tag der Wirtschaft" an der HTW. Im Rahmen der
ganztägigen Veranstaltung konnten sich Vertreter von Unternehmen über
das Lehrangebot sowie über aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte
an der HTW und den damit verbundenen Technologietransfer informieren.
Gleichzeitig beteiligten sich Unternehmen unterschiedlicher Branchen unter dem
Stichwort "Unternehmen suchen Praktikanten und Absolventen" an einer
Personalbörse.
Wissenschaftsminister Henner Wittling würdigte in seiner
Eröffnungsansprache den "Tag der Wirtschaft" als eine für
die Hochschule und die Unternehmen wichtige Kontakt- und
Informationsbörse. "Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft ist eine notwendige Partnerschaft für den Strukturwandel und
die Sicherung von Arbeitsplätzen in unserer Region. Mit ihrem umfassenden
Dienstleistungsangebot in Forschung und Lehre hat sich die Hochschule für
Technik und Wirtschaft zu einer wichtigen Säule des
Modernisierungsprozesses in unserem Land entwickelt", erklärte der
Minister. Er appellierte an die Unternehmen, verstärkt von dem
wissenschaftlichen Know-How der Hochschule Gebrauch zu machen.
V.i.S.d.P. U. Reimann