Die London-Wette – das Ergebnis

Ein HTW-Lehrbeauftragter hatte gewettet, dass er mit der Bahn komfortabler und schneller nach London kommt, als Studierende mit dem Billigflieger. Die Probe aufs Exempel fand in einer Wettfahrt nach London am 15. und 16. Juni 2010 statt – praxisorientiertes Studium mal anders. Seit dem 16. Juni 2010 steht der Gewinner der London-Wette endlich fest: es ist der Dozent Werner Ried mit seinem Tipp auf die Bahn.

Ausgangspunkt der Wette war der Seminar-Beitrag einer Studentin im Studiengang Internationales Tourismus- Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) zum Reiseziel London. Wie selbstverständlich hatte sie den Flug ab Hahn als einzig akzeptable Reiseverbindung vorgestellt. „Junge Menschen sind sehr stark auf das Angebot der Billigflieger sozialisiert“, stellt Werner Ried, Dozent für Wirtschafts- und Tourismusgeographie, fest und forderte die Studentinnen zu einer Wette auf. Er könne mit der Bahn komfortabler und schneller nach London kommen, als die Studierenden mit dem Billigflieger.

Fünf Kategorien sollten über den Ausgang der Wette entscheiden: CO2-Fußabdruck, Buchungsservice, Reisekosten, Reisezeit und Reisekomfort.

  • Der CO2-Fußabdruck der Reise wurde vom Klimaprojekt der Verbraucherzentrale des Saarlandes errechnet. Hier konnte die Bahn den Punkt eindeutig mit 22 kg/Person vs. 144 kg/Person holen.
  • Beim Buchungsservice punktete der Flieger, da der Ticketkauf auf den Internet-Seiten der deutschen Bahn unmöglich war und sich auf denen der französischen Bahn relativ zeitaufwändig gestaltete. 
  • Die Reisekosten hatten für viele ein überraschendes Ergebnis: zieht man nicht nur die Ticketkosten sondern auch die Fahrtkosten zum Flughafen in die Berechnung mit ein, kann die Bahn, wenn auch knapp, den Punkt für sich mit 101,58 Euro zu 105,96 Euro verbuchen.


2:1 stand es vor der Wettfahrt für die Bahn. Unklar waren nur noch die Reisezeit und der Reisekomfort.

  • Während in Prognosen die Reisezeit klar an den Flieger ging und das Bahn-Team fest mit dem Komfortpunkt rechnete, sollte die Praxis beweisen, dass alle Theorie grau ist: die Bahn ist schneller! Den sicher geglaubten Punkt hatte das Flieger-Team mit einer 16 Minuten längeren Reisezeit aufgrund des Transfers von London Stanstedt nach London City zur Rushhour verloren (Bahnzeit: 6 Stunden und 29 Minuten, Billigfliegerzeit: 6 Stunden und 45 Minuten). Dozent Ried schaffte die Verbindung dank eines 1. Klasse-Tickets sogar in der Rekordzeit von 5 Stunden und 23 Minuten. Die reine Reisezeit von Saarbrücken Hbf bis London St. Pancrass lag dabei bei nur 4 ½ Stunden.

 

  • Der Komfortpunkt ging knapp an den Flieger, unter anderem durch Punkteverluste bei der Sauberkeit und abgenutzten Sitzen im Eurostar.


3:2 für die Bahn. Knapp, aber eindeutig, könnte man meinen. Ein Streitfall zwischen den beiden Teams verzögerte allerdings die Entscheidung über den Ausgang der Wette: Das Fliegerteam hatten auf das Tube-Ticket (U-Bahn) verzichtet und so etwa 5 Euro eingespart, um sich den Kostenpunkt zu sichern. War die Änderung der Verkehrsmittel im Nachhinein erlaubt? Hätte das Zugteam, wenn es davon gewusst hätte, das Tube-Ticket ebenfalls einsparen können und dennoch den Zeitpunkt geholt? Heiße Diskussionen entbrannten am Picadilly Circus. Hier war das Klimaprojekt der Verbraucherzentrale als Schiedsrichter gefragt. Am 16. Juni 2010 erklärte Petra Stein: auf das Tube-Ticket zu verzichten, da die Reisezeit aufgrund der Rushhour verloren war, ist nicht erlaubt. Der Punkt Reisekosten bleibt bei der Bahn.

3:2 für die Bahn.

Jetzt mag man sich fragen, was das mit einem Studium zu tun hat. Sicher hatten alle Beteiligten ihren Spaß, aber einen ernsten Hintergrund hat die Wette. Werner Ried, Dozent und Auslöser der Wetter erklärte: „Mein Hauptanliegen war es, den auf Billigflieger sozialisierten Studierenden umweltfreundliche Alternativen in der Tourismuswirtschaft vorzustellen, darunter natürlich der moderne Hochgeschwindigkeitsverkehr der Bahn. Das wird diesen Studierenden in ihrem Berufsleben helfen, touristische Angebote zu entwickeln, die der Herausforderung des Klimawandels gerecht werden. Ich glaube dieser Erkenntnisgewinn ist geschafft. Somit hat sich diese praxisnahe Wette doppelt gelohnt.“

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