„Wir lehren mit Headset und Videosoftware"



Die Digitalisierung ist überall – und in der Architektur längst Teil der konzeptionellen und planerischen Arbeit. Doch auch wenn junge Studierende des Fachbereichs Architektur an der htw saar als Digital Natives ganz selbstverständlich mit Rechnern, Apps und Online-Tools aufgewachsen sind, fehlen ihnen häufig Grundkenntnisse in branchenüblichen 3D- und CAD-Programmen. Grund genug, ihnen gezielt und videogestützt dabei zu helfen, sich neues Wissen und digitale Fertigkeiten anzueignen. 


„Wir wollten in der Lehre unbedingt digitaler werden“, erklärt Alba Vicente, die als Mitarbeiterin das Projekt „3D-Anwendungen und CAD“ vorantreibt. „Deshalb beschlossen wir, eine Art Embedded Classroom zu schaffen – mit eigens produzierten Lehrvideos und Tutorials für zuhause sowie Tutorien in der Hochschule für praktische Übungen und Tests.“

Und: Aufnahme!

Die Kunst war es, die umfangreichen Lerninhalte in kurze Videos aufzuteilen. Zuvor müsse man sehr genau planen, was man vermittle und auf dem Bildschirm zeige, weiß die Projektmitarbeiterin. Dann gilt es: Headset aufsetzen, Videosoftware für die Bildschirmaufzeichnung aktivieren, und los geht’s. Dass dabei nur kurze Videos von maximal drei Minuten entstehen, hat für Alba Vicente einen didaktischen Grund: „Es bringt nichts, wenn man ein einstündiges Video anbietet und der Student in der Mitte etwas nicht versteht. Dann verliert man ihn in der zweiten Hälfte des Videos, und der Lerneffekt ist zu gering.“ Bei kürzeren Videos allerdings können Studierende umgehend nachhaken, kleine Fragen klären und dadurch die wöchentlichen Zwischenabgaben ihrer Aufgaben schaffen.

Konkrete Fertigkeiten kompakt erläutert

Im Bereich 3D zeigte die htw saar ihren Architektur-Studierenden per Video beispielsweise, wie sie aus einem 2D-Polygon ein 3D-Modell erstellen, sogenannte Verjüngungskörper anlegen oder virtuelle Handgriffe, wie das Abschrägen von Kanten, vornehmen. Für den Bereich CAD produzierte Alba Vicente 10 Themen mit jeweils bis zu acht Videos, die zahlreiche Fertigkeiten rund um das technische Zeichen vermitteln. Immer kurz, immer praxisnah und kompakt. „Es ist aufwändig, solche Videos aufzubereiten. Doch die Arbeit lohnt sich, weil man damit die Lehre zu den Studierenden nach Hause bringt und die Videos auch in Vorlesungen verwenden kann. Auch kann man die Videos im nächsten Semester wieder verwenden.“ Die Videos stehen eben genau dann zur Verfügung, wenn man sie braucht, um die komplexe Handhabung professioneller Softwarepakete zu beherrschen – Kompetenzen, wie sie später im Architekturbüro vorausgesetzt werden. Mit überzeugendem Erfolg: Die Studierenden zeigten sich sehr zufrieden mit dem videobasierten Lehrformat, da sie dadurch mehr Zeit gewannen, um neue Fertigkeiten kennenzulernen und in den wöchentlichen Übungen zu festigen.

Kleines Manko: Sie wünschten sich für ihr Selbststudium mehr Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, damit auch Fortgeschrittene noch mehr von dem Lehrformat profitieren. Seit dem Sommersemester 2018 bietet Vicente in der vorlesungsfreien Zeit zusätzliche Workshops im Rahmen des Studiumplus an. Dort werden neben Architekturanwendungen auch andere Visualisierungssoftware wie Photoshop trainiert. „Die Hälfte der dortigen Teilnehmenden sind zwar Architektur-Studierende, aber es kommen auch viele aus anderen Studiengängen wie Betriebswirtschaft und Informatik, die sich im Studium mit Marketing, Fotografie oder Gamedesign beschäftigen. Das zeigt: Der Bedarf ist da, und wir können ihn mit unserem Teilprojekt auffangen.“

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