Nachruf von Prof. Dipl.-Ing. Hans Hütter, Professor a.D.
Am 16.7.2025 verstarb in Saarbrücken Prof. Dr.-lng. Friedrich Klinger im Alter von 88 Jahren. Nach der Volksschule machte er eine Lehre zum Maschinenschlosser-Werkzeugmacher, studierte dann Maschinenbau an der Ingenieurschule Saarbücken. Aufgrund einer guten Ingenieurprüfung konnte er ein vertieftes Studium an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe anschließen.
Seine erste Tätigkeit als Diplomingenieur war bei der Firma Schenck in Darmstadt im Bereich Testanlagen für Fahrzeuge. Ein Wechsel dann zu einer US-Firma, die hydraulisch betriebene Testanlagen für Fahrzeuge entwickelte. In dieser Zeit promovierte er an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen über Schwingprüfmaschinen zum Dr.-lng.
Wie kam er zur Windturbine? Als er mit einem Kollegen im August 1988 bei einer Radtour von San Francisco nach Denver startete, hatte ein sehr trockener Sommer die Viehweiden in Wassernot gebracht. Die Farmer halfen sich: Auf jeder Farm standen hunderte Von Windrädern, die Grundwasser in die Viehtränken pumpten.
In der Folge ließ ihn der Gedanke nicht los: mit Wind Strom erzeugen. Friedrich Klinger war mittlerweile seit 1982 Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und betreute im Fachbereich Maschinenbau die Konstruktionstechnik. Er machte sich kundig, welche Antriebstechnik bisher eingebaut wurde: Die Antriebswelle der Windturbine wirkte auf ein Getriebe, das dann eine höhere Drehzahl an den Generator gab. Friedrich Klinger stellte fest: Diese Konstruktion hat eine prinzipielle Schwachstelle: Der Wirkungsgrad ist geringer, bei Windstößen kann das Getriebe zu Bruch gehen. Also Direktverbindung von der Windradwelle zum Generator. Dazu hätte der Generator viel größere Abmessungen hergegeben müssen. Klingers Idee: Zwar Direktverbund der Windradwelle zum Generator, aber: Der Klingersche Generator rotiert nicht, sondern steht fest auf dem Windradturm, es dreht sich nur der Rotor mit den Magneten. Diese neue Anordnung brachte aber etliche Probleme: Der Spalt zwischen Stator und Rotor des Generators musste auf wenige Millimeter angepasst werden, Wärme, die bei der Stromerzeugung entsteht, musste abgeführt werden, der schmale Spalt zwischen Rotor und Stator darf bei Regen, Frost und Schnee oder Vogelflug die Anlage nicht zum Stillstand bringen.
Professor Klinger ließ nicht locker. Im SITZ in Burbach hatte er schon sehr bald mit seiner Forschungsgruppe Windenergie eine Versuchsanordnung und 1997 den Prototypen GENESYS 600 KW aufgebaut. Er hatte dann mehrere Mitarbeiter, und seine Konstruktionsidee schlug sogar in China Wellen: Für die Kommunikation mit China stellte er einen Chinesen ein, der ihn bei seinen Fachgesprächen vor Ort unterstützte.
Auch in Deutschland wurden Klingers Ideen umgesetzt. So wurde seine Konstruktion z.B. bei der Firma Vensys eingesetzt.
Das Saarland, Klingers Dienstherr, verlieh ihm für den Direktantrieb im Auftrag des Bundespräsidenten 2014 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Professor Klinger, vor einem Jahr in den Ruhestand gewechselt, war dabei, die Historie der Windkraftanlagen aus seiner Sicht für die Sammlung „Windpioniere” des Technikmuseums Berlin aufzuarbeiten. Über dieser Arbeit ist er am 16.07.2025 verstorben.