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Text: Malika Picart, M.A., Joana Meier, B.Sc.

Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen in der Gründungs- und Entwicklungsphase oft nicht die Chancen, die sich durch eine Vernetzung in der Großregion bieten. Darum hat sich das Projekt PUSH.GR zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und innovative Unternehmensgründungen in der Großregion voranzutreiben. Somit können neue Kooperationspartner, Märkte und Kunden erschlossen werden.

 

Die Großregion

Eins kann man sagen: die Großregion macht ihrem Namen alle Ehre, denn auf einer Fläche von mehr als 65.000 km2 leben rund 11,5 Millionen Menschen und ihre Wirtschaftsleistung entspricht ungefähr 2,5 % des BIP der Europäischen Union. Dieser grenzüberschreitende Raum erstreckt sich über Regionen aus vier Gründerstaaten der Europäischen Union, in denen drei Sprachen gesprochen werden. Hier ergibt sich daher eine echte Chance, sich auf den europäischen Märkten zu entwickeln und erste Erfahrungen in der Internationalisierung zu sammeln. Diese Gelegenheit wollte die htw saar ergreifen und hat dafür PUSH.GR entworfen. Der ambitionierte und innovative Projektantrag ›PUSH. GR‹ konnte die Europäische Union überzeugen und hat durch das Programm INTERREG V A Großregion 2,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erhalten. Insgesamt wurde ein Budget von mehr als 3,5 Millionen Euro für den Zeitraum 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2022 bewilligt.

 

Unternehmerhochschule htw saar

Das Projekt PUSH.GR wurde von der Abteilung Forschung und Wissenstransfer der htw saar initiiert. Sie koordiniert nun die Zusammenarbeit von 25 Partnern (Hochschulen, Institutionen und Unternehmen der freien Wirtschaft) aus allen Ländern der Großregion, die alle über ein großes Know-how in den Bereichen Existenzgründung, Technologietransfer und Unternehmensnachfolge verfügen. PUSH.GR ist Teil einer größeren Strategie der Hochschule, die neben Forschung und Lehre auch den Fokus auf Unternehmertum legt. Dieses spiegelt sich unter anderem wider in der fruchtbaren Kooperation mit der FITT gGmbH, die zu der Bearbeitung und Bewilligung zahlreicher Projektanträge in den Bereichen Technologietransfer und Unternehmertum geführt hat. Ein Beispiel dafür ist das seit Juni 2015 laufende Projekt SQUASH, das Unternehmensgründer aus saarländischen Hochschulen qualifiziert und berät. Somit hat SQUASH den ersten Grundstein zur Förderung von Gründerinteressierten an der htw saar gelegt. Es hat nicht nur großen Erfolg bewiesen, sondern weitere Bedarfe erkennbar gemacht. Daher wird seit dem Sommer 2020 das Angebot für Gründer der htw saar durch das EXIST-Projekt ›places2x‹ der Abteilung Forschung und Wissenstransfer sinnvoll ergänzt. Die FITT gGmbH unterstützt auch weiterhin in den fortgeschrittenen Phasen der Vorhaben (fertige Ausgründung und Wachstumsphase). Mehr dazu im Beitrag places2x auf Seite 74.

 

PUSH.GR: ein breites Angebot für alle Arten von Unternehmern

Die erste Säule des Projekts ist die Sensibilisierung zur Gründung. Mithilfe von Best-Practice-Gründungsinitiativen sollen Studierende und Gründungsinteressierte auf die Karriereoption Existenzgründung aufmerksam gemacht werden. Diese Erfolgsgeschichten werden von der TU Kaiserslautern gesammelt und sollen als Basis für Kommunikationsmaßnahmen in der gesamten Großregion dienen. Zudem werden innovative Ideen oder Projektkooperationen in der Großregion durch einen neuen PUSH.GR-Gründungswettbewerb belohnt. Dieser wird von der htw saar erarbeitet und soll jährlich stattfinden. Bei dem Projekt geht es aber nicht nur um die Vermittlung von Potentialen und Chancen einer Gründung in der Großregion, sondern auch um Hilfestellung bei Überwindung von nationalen Hemmnissen und Eigenarten der verschiedenen Länder. Dabei wird die Hochschule Trier die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Nationalstaaten in der Großregion erforschen und bereitstellen. Die Universität Lüttich wird aufzeigen, welche Finanzierungsmöglichkeiten jungen Unternehmer*innen und Gründer*innen in der Großregion zur Verfügung stehen. Durch grenzüberschreitende Vermittlungs- und Matchmaking-Formate wie Business-Datings, Impulsvorträge und Kooperationsvereinbarungen werden die Universität des Saarlandes sowie das in Forbach angesiedelte Gründerzentrum EURODEV CENTER für eine enge Zusammenarbeit zwischen Start-ups, Scale-ups und KMU und den jungen und etablierten Unternehmen in der Großregion sorgen.

 

Die Plattform

All diese Elemente werden erarbeitet und auf einer innovativen, ansprechenden und dreisprachigen (Deutsch-Französisch-Englisch) Kommunikationsplattform veröffentlicht. Die Onlineplattform wird von der in Dudweiler ansässigen Firma EUROKEY Software GmbH entwickelt und gilt als zentrales Herzstück des Projekts. Daher kommt übrigens der Name ›PUSH.GR‹ — Plattform für Unternehmer(innen) sowie Studierende der Hochschulen der GroßRegion. Neben einem frei zugänglichen Bereich für alle interessierten Zielgruppen, wird es auch einen datengeschützten Nutzerbereich geben. Hier können einzelne Unternehmen in Kontakt miteinander treten, sich über ihre Aktivitäten, Erfolge und Partner austauschen.

Einen ersten Einblick über die Plattform können Sie sich hier bereits verschaffen: www.push-gr.eu

 

Erste grenzüberschreitende unternehmerische Erfolge

Nur wenige Monate nach dem Start des Projekts im Mai 2019 gingen die Partner schnell und intensiv an die Arbeit. Ein Rückblick auf drei Hauptereignisse des Projekts 2019:

In Luxemburg-Stadt: Treffen mit Investoren aus den USA … und aus der Großregion! (21. November 2019) Unter dem Motto ›Silicon Valley tours the world‹ reist eine Delegation von US-Investoren um die Welt, um nach unternehmerischen Talenten zu suchen. Nach Besuchen in Mexiko-Stadt, Jakarta und Riad landeten sie zum allerersten Mal in Europa und wählten die Großregion als Veranstaltungsort für ihren Global Venture Summit aus. Dank der Arbeit des luxemburgischen Partners Technoport haben Start-ups und Investoren aus der Großregion ihren Eintritt zu der Veranstaltung gespendet bekommen (im Wert von ca. 235 Euro pro Person). PUSH.GR war auch Teil des offiziellen Programms der Veranstaltung, indem es eine Podiumsdiskussion über die Chancen und Herausforderungen grenzüberschreitender Investitionen organisierte. Dieses Gespräch brachte Investoren aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und Deutschland zusammen und wurde von mehr als hundert Teilnehmern besucht. Der Tag endete mit einem Afterwork in den Räumlichkeiten des Technoports, bei dem sich Unternehmen und Investoren aus der Großregion über Finanzierungsmöglichkeiten oder grenzüberschreitende Investorenpartnerschaften bilateral austauschen konnten. Insgesamt kamen 75 Kontakte zustande.

In Forbach: Ein grenzüberschreitendes Business Dating für Unternehmen (7. November 2019) Seit 2010 organisiert das Gründerzentrum EURODEV CENTER in Forbach in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der Unternehmer der Ostmosel (REME) Business Datings für Unternehmen im Gebiet Ostmosel. Dank PUSH.GR wurde dieses Konzept zum ersten Mal grenzüberschreitend durchgeführt und bekam ein Business Dating Großregion. Die Idee ist einfach, aber sehr effektiv: Die teilnehmenden Unternehmer werden auf mehrere Tische verteilt, essen ein Drei-Gänge-Menü und wechseln nach jedem Gang den Tisch. So haben sie innerhalb von 2 Stunden die Gelegenheit, ihre Tätigkeit vorzustellen und mit etwa dreißig Personen neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln. (Organisatoren und Gäste waren einig: das Business Dating Großregion 2019 war ein großer Erfolg.) Während dieser ersten Ausgabe des Business Dating Großregion war das Gründerzentrum des EURODEV CENTER in Forbach bis auf den letzten Platz gefüllt und lud 64 Unternehmer aus Frankreich, Deutschland, Luxemburg und Belgien zu einem Abendessen ein. Dies wird keine einmalige Aktion sein, denn sie wird sich an anderen Orten der Großregion wiederholen.

In Wallonien: Sein Produkt dank des Weltraums boosten (21. – 24. Oktober 2019) — Das von der Beratungsfirma Creaction International organisierte Accelerator-Programm Space Creativity Centre zielt darauf ab, bestehende Konzepte zu optimieren, indem eine Weltraumanwendung integriert wird. Während dieser grenzüberschreitenden Pilotausgabe wurden 3 Konzepte in 4 Tagen in der Europäischen Weltraumagentur (ESA) von Belgien / Luxemburg von Experten in den technischen, finanziellen, rechtlichen und marktbezogenen Aspekten ihrer Produkte gecoacht. Dank dieser intensiven Session konnten die Teilnehmer zwischen 6 und 12 Monate an Optimierungsarbeit einsparen. Unter den Coachees war Arnaud Gardien, der Gründer des Start-ups F-EAT. Die von ihm entwickelte App zielt darauf ab, Bio-Mahlzeiten zu liefern, die auf die Ernährungsbedürfnisse der Besteller zugeschnitten sind. Durch seine Teilnahme am ersten Space Creativity Centre profitierte Gardien von dem Rat von Ernährungsberatern für Sportler und von Astronauten, um seine Idee zu optimieren, indem sie die Anforderungen für die Mahlzeiten der Astronauten einhielt. Da sich die Pilotausgabe als erfolgreich erwiesen hat, wird dieses Programm mehrmals im Jahr angeboten.

Das Highlight 2020: ›ConnectInGR‹

Unter dem Namen ›ConnectInGR‹ (Connect innovation actors of the Greater Region) ist eine Reihe von Vernetzungsformaten für Unternehmen, Cluster und technische Zentren bis Ende 2022 vorgesehen — jährlich und immer in einem anderen Land der Großregion. Der Startschuss war ursprünglich im April geplant. Aufgrund der Einschränkungen wegen COVID-19 haben die Veranstalter entschieden, die Veranstaltung auf den Herbst zu verschieben. Diese erste Ausgabe wurde vom Projektpartner Grand e-nov, der Innovationsagentur der französischen Region Grand Est, in Zusammenarbeit mit dem Enterprise Europe Network, organisiert. Thematisch wurde dieses Jahr vorrangig auf Akteure in den Bereichen der Digitalisierung, der Umwelttechnologien und der innovativen Werkstoffe abgezielt. n Mehr zu PUSH.GR unter: www.push-gr.eu

 

Pr o j e k t

Plattform für Unternehmer*innen sowie Studierende der Hochschulen der Großregion
Projektlaufzeit
01.01.2019 – 31.12.2022

P r o j e k t p a r t n e r

25 Partner (Hochschulen, Institutionen und Unternehmen der freien Wirtschaft), im Einzelnen siehe www.push-gr.eu/partner
Federführende Projektleitung
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) Abteilung für Forschung und Wissenstransfer

Projektkoordinatorin

Malika Picart, Malstatter Straße 17, 66117 Saarbrücken, T +49 (0)681 5867 – 99099, malika.picart@htwsaar.de, www.push-gr.eu

Zuwendungsgeber

EU-Kommission, Interreg V A Großregion (EFRE), Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes, Région Wallonne

Foto: Benjamin Remark,
EURODEV CENTER

Kontakt

Hochschule für Technik und Wirtschaft
des Saarlandes
Goebenstraße 40
66117 Saarbrücken

Telefon: (0681) 58 67 - 0
Telefax: (0681) 58 67 - 122
E-Mail: info@htwsaar.de

Aufsichtsbehörde:
Ministerium der Finanzen und für Wissenschaft des Saarlandes

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