Der Einsatz von Abstimmsystemen bietet Lehrenden die Möglichkeit, die Lernenden während einer Veranstaltung anonym nach Wissen oder Einschätzungen zu befragen mit dem Ziel, dabei auf Schwierigkeiten einzugehen und die Ergebnisse zu thematisieren und einzuordnen.
ihren Lernstand im Vergleich zur Gruppe einordnen.
Für Ihre Planungen
Präsenz vor Ort
Virtuelle Präsenz
Zeitbedarf
Die Vorbereitungszeit ist abhängig vom verwendeten (Abstimm-) System (Integration der Fragen in bestehende Präsentationen oder Web-Applikationen), aber überschaubar. Die Methode kann Teil einer Veranstaltung sein oder eine ganze Veranstaltung andauern. Die Dauer einer einzelnen Abstimmung ist abhängig vom Schwierigkeitsgrad der Fragestellung (ca. 1–3 Minuten).
Internetverbindung, Laptop, Headset, Kamera, ggf. zweiter Bildschirm für Lehrende empfehlenswert
Überlegen Sie, zu welchen Zielen und an welchen Stellen sich eine Abstimmung sinnvoll eignen könnte(z.B. zur Strukturierung der Veranstaltung, zur thematischen Schwerpunktsetzung, zur Aktivierung von Vorwissen, als Lernstopp/Denkpause, zur Wiederholung, zum Erarbeiten von Lösungen, zur Auflockerung, zum Kennenlernen).
Bereiten Sie konkrete Fragen vor, die Sie zur Abstimmung stellen möchten. Achten Sie darauf, dass die Fragen inhaltlich und vom Fragentyp zum Lernziel passen.
Wählen Sie ein passendes Tool für die Abstimmung aus (s. Abschnitt Tools).
Erklären Sie den Lernenden den Einsatz des Abstimmsystems (Ziel, Ablauf, Funktionalitäten).
Lassen Sie abstimmen. Eröffnen Sie die Abstimmung und geben Sie Ihren Lernenden ausreichend Zeit, sich einzuloggen und abzustimmen.
Besprechen Sie das Ergebnis (direkt oder später an geeigneter Stelle) in einer Detailtiefe und Fokussierung, die dem Abstimmergebnis und den Lernzielen der Lernenden entspricht.
Wiederholen Sie ggf. die Abstimmung, um die Veränderung der Einschätzung oder des Wissenstands der Lernenden zu zeigen.
Umsetzung in der virtuellen Präsenz
Bei Durchführung in BigBlueButton kann die in BBB integrierte Umfragefunktion verwendet werden.
Alternativ wird der Link zum Online-Abstimmungstool zum Beispiel im öffentlichen Chat bereitgestellt. Die Ergebnisse der Abstimmung werden über die Funktion „Bildschirm-Teilen“ gezeigt.
Für „grobe“ Abstimmungen können außerdem in BBB die Statusmeldungen verwendet werden („Daumen hoch“, „Smiley“, ..). Über die „Hand-Heben“-Funktion können sich Teilnehmende zu Wort melden.
Abstimmungen über „Kamera an“ / „Kamera aus“ haben als positiven Nebeneffekt, die Lernenden zur Verwendung der Kamera zu animieren. Hierzu fordert der Lehrende zunächst dazu auf, dass alle Kameras ausgeschaltet werden. Dann stellt der Lehrende seine Frage. Alle, die zustimmen, sollen ihre Kamera anschalten. Dies ist auch ein sehr guter Einstieg in eine Webkonferenz.
Freitextantworten können auch im Chat gesammelt werden.
Tools für Online-Abstimmungen
Bring Your Own Device (BYOD)-Systeme, d.h. Studierende stimmen mit dem eigenen Smartphone, Tablet oder Laptop ab. Die Ergebnisse werden aus der Cloud heraus auf dem Lehrenden-Rechner präsentiert. Sinnvoll in Präsenz vor Ort und in der virtuellen Präsenz. Auswahl an Tools:
Kategorien zur Auswahl des besten ARS für Ihr Setting
Kosten: Es gibt kostenlose Versionen mit stark eingeschränktem Funktionsumfang wie z.B. begrenzte Fragenanzahl oder begrenzte Anzahl von Studierenden. Für viele Veranstaltungen kann die kostenlose Version dennoch ausreichen.
Fragentypen: In diesem Punkt unterscheiden sich die Programme deutlich. Nicht jedes Tool kann z.B. Studierende in Grafiken einen bestimmten Punkt markieren lassen (z.B. die krankhafte Veränderung in einem Röntgenbild). Auch echte Histogramme finden sich nur in einzelnen Tools. Die Darstellung von Freitextantworten als Wordcloud, in welcher häufig geantwortete Begriffe größer dargestellt werden als selten genannte, erfolgt bei den Tools in sehr unterschiedlicher Qualität.
Ergebnisexport: Die Dateiformate und Detailtiefen des Ergebnisexports unterscheiden sich zwischen den Tools bzw. zwischen den kostenlosen und den Vollversionen.
Einfachheit der Nutzung: Die Nutzeroberfläche für Lehrende kann mehr oder weniger intuitiv gestaltet sein. Das Erstellen von Umfragen (auch ad hoc), Starten von Umfragen, die Anzeige eines Countdowns, das zeitversetzte Anzeigen von Antworten, das Hervorheben der richtigen Antworten, die Veränderung der Darstellung während der Präsentation usw. sind je nach Tool unterschiedlich einfach zu handhaben. Lehrende sollten ohne in Stress zu geraten und ohne zusätzliches Personal alleine während einer Lehrveranstaltung einfach mit dem Tool arbeiten können. Auch für Lernende sollte der Zugang (QR-Code/Link/Hardwaresender) möglichst simpel sein.
Datenschutz: Die Tools unterscheiden sich darin, wo die Ergebnisse der Abstimmungen gespeichert werden (deutsche, europäische, amerikanische Server).
Einer der Vorteile ist, dass Lernende schnell, ohne Blamage-Risiko und ohne Nachahmung der Besten ihren Wissensstand bzw. ihre Einschätzung überprüfen können. Alle Lernenden können sich an der Abstimmung beteiligen und werden dabei aktiviert. Das Format zeigt den Lehrenden auch für Lehrveranstaltungen mit großen Teilnehmendenzahlen, welche Inhalte oder Themen nochmal besprochen bzw. vertieft werden sollten. Gleichzeitig erhalten die Lernenden eine anonyme Lernstandkontrolle und wissen, in welchen Bereichen sie noch mehr lernen sollten. Die Methode eignet sich gut zur Klausurvorbereitung, zum (Wieder)Einstieg (beispielweise an der Gelenkstelle zwischen Online- und Präsenzteil in Blended-Learning-Szenarien) oder für Entscheidungen, bei denen die akkumulierten Meinungen der Gruppe Bestandteil der Diskussion werden. Der Einsatz von Abstimmsystemen ist zeiteffizient, einmal erstellte Abstimmungen können in folgenden Veranstaltungen wiederverwendet und modifiziert werden.
Tipps
Das eLearning-Team der htw saar bietet regelmäßig Seminare zum Einsatz von Abstimmsystemen über die Interne Qualifikation an.
Geben Sie den Lernenden die Aufgabe, aufgrund der in der Lehrveranstaltung besprochenen Inhalte eigene Fragen mit richtigen wie falschen Antworten zu entwickeln.
Die Kombination der Methode mit vor- oder nachgeschalteten Methoden (Buzz-Group, Think-Pair-Share) ist – gerade bei anspruchsvollen Fragestellungen – empfehlenswert
Rolle der Lehrenden
Expert*in (den Lernprozess durch Input steuernd): stellt Inhalte und Fragen dazu vor
Moderator*in (den Lernprozess begleitend): vor, während und nach der Abstimmung
Dieses Dokument basiert auf dem Dokument „Methodensammlung für Dozierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf“ des SeLL an der HHU (August 2021), erhältlich unter der URL.: https://www.sell.hhu.de/fileadmin/redaktion/Lehre/Hochschuldidaktik/Downloads/Methodensammlung2021.pdf (zul. abgerufen am 19.06.2021). Das Originaldokument wurde den Bedingungen der htw saar entsprechend verändert und angepasst. Das o.g. Werk ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0. https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/. Auch das hier vorliegende Dokument unterliegt folglich derselben Lizenz.