Die Schulsozialarbeit hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Dennoch fehlt es weiterhin an vergleichbaren bundesweiten Daten. Ein Forschungsteam der htw saar hat nun erstmals über 5.000 Schulsozialarbeiter*innen in ganz Deutschland befragt und liefert damit eine solide empirische Grundlage für die Weiterentwicklung des Arbeitsfelds. Das Projekt, das aus der internen Forschungsförderung der htw saar hervorgegangen ist, ist auf großes Medieninteresse gestoßen und wurde bundesweit von zahlreichen Medien aufgegriffen.
Ein heterogenes System mit vielen Akteuren
Schulsozialarbeit begleitet Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen, unterstützt Eltern und Lehrkräfte und fördert Chancengleichheit. Trotz der rechtlichen Verankerung im § 13a SGB VIII unterscheiden sich Förderung, Strukturen und Zuständigkeiten zwischen den Bundesländern erheblich – ein „Flickenteppich“, der bislang eine übergreifende Analyse erschwert hat.
Mit dem Projekt „Schulsozialarbeit im bundesweiten Vergleich“ (SibV) hat die htw saar diesen Blindfleck adressiert. Die Studie untersucht, wie Schulsozialarbeit strukturiert ist, wie Fachkräfte ihre Rahmenbedingungen einschätzen und welche Strukturen eine professionelle Arbeit unterstützen.
Mehr als 5.000 Fachkräfte geben Einblick in ihren Berufsalltag
Zwischen März und Mai 2025 beteiligten sich 5.070 Schulsozialarbeiter*innen an der Online-Erhebung. Die Daten zeigen:
- Das Berufsfeld ist stark weiblich geprägt (80,1 %).
- Die Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen ist überdurchschnittlich vertreten.
- Die Mehrheit arbeitet an Grundschulen oder Sekundarschulen.
- Neben der Bezeichnung „Schulsozialarbeit“ existiert eine Vielzahl weiterer Stellenprofile, oft gekoppelt an länderspezifische Förderprogramme.
Auch die Anstellungsträger variieren deutlich: Rund 38 % arbeiten bei freien Trägern, 18 % bei öffentlichen Jugendhilfeträgern, 22 % bei Kultusministerien und 17 % bei kommunalen Schulträgern.
Etabliert, aber mit Entwicklungsbedarf
Positiv fällt auf, dass viele Fachkräfte über ein eigenes Büro an der Schule verfügen und ihre Stellen überwiegend unbefristet sind. Drei Viertel erleben die Zusammenarbeit mit Lehrkräften als „auf Augenhöhe“.
Gleichzeitig zeigen sich Herausforderungen:
- Nur rund die Hälfte der Befragten berichtet von festen Strukturen im multiprofessionellen Team.
- Ebenfalls nur etwa die Hälfte verfügt über standortspezifische Konzepte für die Schulsozialarbeit.
- Rund 40 % haben im vergangenen Jahr über einen Berufsausstieg nachgedacht – ein Hinweis auf hohe Belastung.
Im Berufsalltag dominieren einzelfall- und konfliktbezogene Aufgaben. Projektarbeit konzentriert sich vor allem auf den Bereich „Soziales Miteinander“, während Themen wie „Inklusion“ oder „Nachhaltige Entwicklung“ bisher eine geringere Rolle spielen.
Schulsozialarbeit im Saarland: positive Tendenzen und besondere Strukturen
Für das Saarland zeigen die Daten ein gemischtes Bild:
- Weniger Fachkräfte als bundesweit (35,2 %) denken über einen Stellenwechsel nach.
- Mehr als die Hälfte (55,8 %) berichtet von funktionierenden Strukturen multiprofessioneller Zusammenarbeit.
- Gleichzeitig verfügen nur 23,7 % über ein standortspezifisches Konzept und nur 75,4 % über ein eigenes Büro.
Auffällig ist der hohe Anteil an Fachkräften, die an mehreren Schulen tätig sind (41,9 % gegenüber 12,8 % bundesweit). Dieser Wert spiegelt die flächendeckende Etablierung der Schulsozialarbeit im Saarland wider. Mit der gesetzlichen Verankerung der Schulsozialarbeit als Regelleistung nimmt das Land bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
Ausblick: Fachforum in Berlin und weitere Forschung geplant
Mit der Studie stehen erstmals belastbare bundesweite Daten zur Schulsozialarbeit zur Verfügung. Das Forschungsteam der htw saar wird die Ergebnisse Anfang 2026 auf einem Fachforum in Berlin vorstellen. Zudem sind weitere Projekte in Planung, um den Forschungsschwerpunkt „Jugendhilfe und Schule“ an der Hochschule weiter auszubauen.
>> Weitere Informationen im Forschungsmagazin sichtbar (Seite 18-23)
