Am 8. April 2025 haben Umweltministerin Petra Berg und Prof. Dr. Alpaslan Yörük von der htw saar neue Gefahrenkarten und Modellierungen für Starkregenereignisse vorgestellt. Diese zeigen u.a. erstmals, welche Gebiete in einem „Worst Case“-Szenario betroffen wären, wie hoch die Überflutung ausfallen könnte und welche Verkehrs-, Zugangs- und Rettungswege aufgrund hoher Fließgeschwindigkeiten oder großer Wassertiefen riskant oder sogar nicht passierbar wären.
Das Pfingsthochwasser 2024 hat deutlich gezeigt, dass jederzeit mit extremen Hochwasser- und Starkregenereignissen gerechnet werden muss. Daher hat das Umweltministerium im Rahmen des Forschungsprojekts „Starkregen- und Erosionsgefahrenkarten des Saarlandes“ Karten für extreme Starkregenereignisse durch Prof. Dr. Alpaslan Yörük und sein Team von der htw saar erstellen lassen.
Diese Karten stellen eine Brücke zwischen Vorsorge und Gefahrenabwehr dar. Sie zeigen Überflutungsflächen von Starkregen mit Wassertiefen, Fließwege mit Richtungen und Geschwindigkeiten sowie Überflutungsflächen an den Flüssen Blies, Prims und Saar bei extremem Flusshochwasser. Die Berechnungen basieren auf einem zweidimensionalen Oberflächenabflussmodell und einem 3D-Geländemodell. Für Starkregen wurden ein 100-jährliches Ereignis mit 39,6 bis 44,2 Millimeter Regen pro Stunde und ein Extremereignis mit 200 Millimeter Regen pro Stunde betrachtet. Im Vergleich: Beim saarländischen Pfingsthochwasser 2024 wurden 113 Millimeter in 24 Stunden gemessen.
An den Flüssen Blies, Prims und Saar sind bei extremen Hochwasserereignissen größere Überflutungen zu erwarten als bei Starkregen. Diese Flüsse wurden daher nicht in das Starkregenmodell integriert. Die Extrem-Starkregengefahrenkarte zeigt jedoch an diesen Flüssen Überflutungen durch extremes Flusshochwasser, um auf den „Worst Case“ vorzubereiten.
Die neuen Gefahrenbewertungskarten ergänzen die Starkregengefahrenkarten, indem sie Überflutungstiefen und Fließgeschwindigkeiten kombinieren. Selbst niedrige Wasserstände können bei hoher Fließgeschwindigkeit gefährlich sein. Erstellt hat diese Gefahrenbewertungskarten das Team des Geodatenzentrums mit Unterstützung der htw-Forschergruppe.
Die Gefahrenklassen reichen von 0 für gering bis 3 für sehr hoch. Sie bewerten das Risiko für Menschen, Fahrzeuge und Gebäude. Die Karten zeigen, wie sich Wasser bei extremen Starkregenereignissen auf der Geländeoberfläche verteilt, welche Orte bei extremem Starkregen unzugänglich werden und welche Fluchtwege zu meiden sind. Auf diese Weise verbinden sie Vorsorge und Katastrophenschutz.
Darüber hinaus machen die Karten Zusammenhänge über kommunale Grenzen hinaus sichtbar und fördern so die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg. Sie bieten eine Grundlage für eine bessere Vorsorge und schnellere Reaktionen bei großflächigen Extremereignissen.
In einem nächsten Schritt wird das Team um Prof. Dr. Yörük eine landesweite Erosionsgefahrenkarte erstellen. Diese wird zeigen, wo Starkregen Boden erodiert, wie das Material transportiert wird und wo es sich ablagert. Die Ergebnisse helfen, Maßnahmen gegen Erosion zu planen, den Eintrag von Sedimenten in Siedlungen oder Gewässer zu verhindern und Schwerpunkte für die Beseitigung von Erosionsfolgen zu identifizieren.
Außerdem wird das im Rahmen dieses Forschungsprojektes entwickelte Modell zum Oberflächenabfluss in das Projekt „Klimagefahrenabwehrsystem Blies“, kurz KliGAS, integriert, in dem es darum geht, ein landesweites Frühwarnsystem zu entwickeln. Während die Starkregengefahrenkarten Risikobereiche, also das „Wo?“, aufzeigen, soll KliGAS nach Abschluss der dritten Projektphase ein landesweites Frühwarnsystem bieten, das auch die Fragen „Was?“, also die Auswirkungen konkreter prognostizierter Starkregenereignisse, und das „Wann?“, also den Zeitpunkt, beantwortet.
Die Extrem-Starkregengefahrenkarten und Gefahrenbewertungskarten sind im Geoportal des Landes abrufbar unter: www.saarland.de/starkregen