Clevere Mädchen und Frauen mit Mut, starker Stimme und Selbstbewusstsein werden die Zukunft mitgestalten - auch in Bereichen, die gerade noch von Männern dominiert werden wie Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Beim ScienceClub4Girls in den Sommerferien 2025 haben wir einige dieser Fächer inhaltlich kennengelernt, z.B. die Mechatronik mit dem Funduino Cube, die Informatik beim Programmieren mit Python und die explosiven Dimensionen der Elektrotechnik bei einem Besuch im Hochspannungslabor. In den Herbstferien stand das insgesamt dreitägige Angebot stattdessen unter dem Motto “Selbst.bewusst.sein” und vor dem Hintergrund der individuellen Persönlichkeitsentwicklung. So konnten Mädchen im Alter von 9-13 und 14-17 Jahre spielerisch und unter fachkundiger Anleitung herausfinden: Wer bin ich überhaupt? Was mag ich? Wer könnte ich sein? Und vor allem: Wie komme ich da hin?
Tag 1: Kreativität, Gefühle und der Seelenvogel
Mit unseren Expertinnen aus den Erziehungswissenschaften (Aga Jasiok) und der Schauspielpädagogik (Eva Kammigan) startete am 21. & 22. Oktober unsere jüngere Mädchengruppe mit 15 Teilnehmerinnen auf ihre ganz eigene Reise. Angebote zu Kreativität, Spontanität und Improvisationsgeschick standen genauso auf der Tagesordnung wie die Arbeit mit Gefühlen, Vertrauensspiele für ein starkes Miteinander und Übungen zur bewussten Körperhaltung.
Den ersten Tag leitete Aga Jasiok, Erziehungswissenschaftlerin an der htw saar – und zwar ganz im Zeichen von Kreativität, Emotionen und Selbstbewusstsein. Zu Beginn stand das Gestalten eines persönlichen Notizbuchs auf dem Programm – unserer „kleinen Schatzkiste“. In ihr konnten die Mädchen im Laufe des Tages ihre Gedanken, Ideen und Gefühle festhalten. Mit bunten Stiften, Stickern und Glitzer wurde jedes Notizheft zu einem echten Unikat. Nach einer kurzen Einführung ging es mit Kennenlernspielen weiter. Dabei lernten sich die Mädchen nicht nur namentlich kennen, sondern erzählten auch, was sie besonders gut können. Diese kleinen persönlichen Stärken fanden natürlich gleich ihren Platz in den frisch gestalteten Notizheften – ein schöner erster Schritt, um die eigenen Talente sichtbar zu machen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa drehte sich am Nachmittag alles um das Thema Gefühle. Mithilfe von Emotionskarten stellten die Mädchen verschiedene Emotionen pantomimisch dar – von Freude bis Wut, von Überraschung bis Traurigkeit. In kleinen Gruppen wurde eifrig geraten und darüber gesprochen, woran man Emotionen erkennt: an der Körperhaltung, der Mimik oder der Gestik? Und fühlen sich diese Emotionen bei jedem gleich an – oder ganz unterschiedlich? Ein besonderer Moment war die gemeinsame Geschichte vom Seelenvogel. Sie regte zum Nachdenken an: Wie würde ein innerer Seelenvogel aussehen, wenn man traurig, fröhlich oder ausgeschlossen ist? Inspiriert von dieser Erzählung gestalteten die Mädchen im Anschluss ihren eigenen Seelenvogel – mit bunten Federn, Ölkreide, Glitzer und viel Fantasie. So ging der erste Tag des Scienceclub4Girls kreativ, nachdenklich und farbenfroh zu Ende – mit vielen kleinen Kunstwerken und großen Gefühlen.
Tag 2: Bewegung, Vertrauen und gemeinsames Denken
Der zweite Tag des Scienceclub4Girls stand ganz im Zeichen von Körperarbeit, Improvisation und Gruppendynamik. Gemeinsam mit Eva Kammigan, Schauspielerin am Theater sowie bei Film und Fernsehen, erkundeten die Mädchen, wie man durch Bewegung, Ausdruck und Aufmerksamkeit nicht nur Selbstbewusstsein stärken, sondern auch Vertrauen und Teamgeist aufbauen kann. Der Tag begann mit dem schwungvollen Bewegungsspiel „Swush, Swash, Pow!“. Im Kreis aufgestellt, schickten die Mädchen mit jeder Geste und jedem Kommando Energie in eine neue Richtung: „Swush“ nach links, „Swosh“ nach rechts, „Pow“ quer durch den Kreis. Mit jeder Runde wurde das Spiel schneller – und forderte volle Konzentration, Reaktionsfähigkeit und jede Menge Lachen. Im Improvisationsspiel „Ein-Wort-Geschichte“ erfanden die Mädchen gemeinsam eine Geschichte über einen Bauernhof – jedes Kind durfte nur ein Wort beitragen. Das war gar nicht so einfach, denn dafür musste man genau zuhören, was die anderen sagen, und blitzschnell darauf reagieren. Als das Spiel am Nachmittag wiederholt wurde, funktionierte es deutlich besser – ein tolles Beispiel dafür, wie schnell die Kinder lernten, aufeinander zu achten und gemeinsam zu denken.
Am Nachmittag ging es vorerst etwas ruhiger, aber nicht weniger spannend weiter. Beim Vorlesen aus Science-Büchern, unter anderem „Ada und die künstliche Blödheit“, lauschten die Mädchen Geschichten, die kluge Köpfe und kreative Ideen feierten. Um die Mittagsmüdigkeit zu überbrücken, bewies das Bauen von Gruppen-Standbildern, wie aus einzelnen Ideen ein gemeinsames Kunstwerk entsteht. Auf diese Basis baute auch das Abschlusspiel auf, das viel Mut erforderte: In einem engen Kreis ließ sich jeweils ein Mädchen mit geschlossenen Augen ein Stück weit fallen – und wurde von den anderen sicher aufgefangen und weitergetragen. Diese Übung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig Vertrauen, Verantwortung und gegenseitige Achtsamkeit sind.

Tag 3: Die eigene Komfortzone erweitern und Mut fassen
Sich selbst kennenlernen, für eigene Werte und Meinungen einstehen, Grenzen setzen – all diese Themen werden umso wichtiger, je mehr wir uns aus den bekannten sicheren Räumen hinaus in die Welt wagen. Daher wollten wir nicht nur Kindern, sondern ganz besonders auch Jugendlichen zeigen, wie sie ihren individuellen Weg finden und unbeirrt ihre Ziele verfolgen können. Am dritten Tag des Scienceclub4Girls ging es daher mit Eva Kammigan weiter – diesmal mit einer kleineren Gruppe von Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren. Viele brachten bereits Bühnenerfahrung mit, sei es vom Theaterspielen, Tanzen oder Musizieren. Die perfekte Grundlage, um sowohl körperliche Übungen als auch kreative Improvisationsaufgaben spielerisch und ohne Scham angehen zu können.
Im Unterschied zu den ersten Tagen lag der Fokus stärker auf der Lebensrealität von Jugendlichen. Zwischen den Spielen sprach Eva mit den Mädchen über Themen wie Selbstvertrauen, den Umgang mit Emotionen, Gruppendruck und das Vertrauen in sich selbst, aber auch zu engen Bezugspersonen. Über allem stand das Motto: „Hier kann niemand scheitern. Jede Idee zählt, jede Umsetzung ist wertvoll.“ Auch das Feedback der Schülerinnen spiegelte: Sich ohne Druck ausprobieren zu können, hilft dabei die eigene Komfortzone zu erweitern und aus dieser Erfahrung Mut für neue Herausforderungen zu finden.
Zu sehen, wie schnell aus Individuen eine starke, kreative Gemeinschaft wurde, begeisterte auch die Organisatorinnen des ScienceClub4Girls, Manuela Schild (MINT-Referentin des Gleichstellungsbüros) und Tanja Block (MINT-Koordination und Gender Monitoring): “Die Forschung von morgen braucht unerschrockene, neugierige junge Menschen. Dabei zuzuschauen, wie die Mädchen lernen außerhalb gewohnter Muster zu denken, sich frei auszudrücken und wie sie dabei sehr sensibel aufeinander eingehen, ist wirklich schön und steckt einen selbst an, mal wieder ‘outside the box’ zu denken und kreativ zu werden.”
Eindrücke der drei Tage und Stimmen der Teilnehmerinnen sind bei Instagram zu finden, auf dem offiziellen Hochschulaccount der @htw_saar und beim @htwsaar_scienceclub4girls.
