Das Interview mit dem Startup Alocalo haben Linda und Jana am 25. Mai 2022 geführt.
Nennt uns drei Stichworte, die für euch für Nachhaltigkeit stehen.
Anna: Bewusstsein und zukunftsorientiert.
David: Bewusster Konsum von Lebensmitteln und Verkehrsmitteln sowie nachhaltiger Tourismus.
Wie würdet ihr Alocalo in drei bis vier kurzen Sätzen gegenüber potenziellen Kunden bewerben, die noch nie etwas davon gehört haben?
David: Alocalo ist eine nachhaltige Alternative zu überregionalen Onlineshops. Wir bringen die Onlineshops verschiedener lokaler Einzelhändler auf einer Plattform zusammen. So erhalten die einzelnen Shops mehr Sichtbarkeit. Der Kauf findet immer im Onlineshop der Einzelhändler statt. Das unterscheidet uns beispielsweise von Amazon. Amazon verkauft selber - wir vermitteln im Prinzip die Kunden zu den einzelnen Händlern über eine Shoppingplattform.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie habt ihr mit deren Umsetzung begonnen?
David: Die Ursprungsidee war tatsächlich eine ganz andere. Kennt ihr den Amazon Assistent? Wenn ihr den installiert habt und ihr seid auf einer Website oder einem Online-Shop unterwegs, dann liest diese APP mit, was ihr gerade sucht und zeigt euch die gleichen Produkte auf Amazon. Die Ursprungsidee war das Prinzip umzudrehen: Wenn jemand auf Amazon etwas sucht, sollte unsere APP zeigen, wo es die Produkte auch lokal gibt. Ursprünglich ging es nur um eine Browsererweiterung, einen Browser-Plugin. Das war die Idee vor ziemlich genau zwei Jahren.
Wir haben uns dann gefragt: „Okay, wie wollen wir die Kunden aus der Onlinewelt zurück in den lokalen Handel bringen?“ Das machen wir einfach, indem wir eine nachhaltige Plattform kreieren. Die technische Umsetzung wurde ermöglicht durch die Firma IANEO Solutions, in deren Firmengebäude wir gerade sitzen, durch Globus Baumarkt, die das Kapital zur Gründung geliefert haben und durch das Mentoring von Professor Frank Hälsig. So hat sich das Unternehmen entwickelt, am Anfang als Projekt und am 1. Juli 2021 haben wir dann gegründet.
Stichwort Bildung für nachhaltige Entwicklung. Hat euch das, was an der htw saar gelehrt wird, geholfen, ein nachhaltiges Konzept selbstständig auf die Beine zu stellen?
Anna: Ich habe schon einen Bachelor, sowie einen Master in Marketing an der htw saar studiert. Im Bachelor hatte ich ein, zwei Module, die für den Nachhaltigkeitsaspekt etwas gebracht haben. Wenn ich jetzt nur Bezug auf meinen Joballtag nehme, dann hat mir das im Studium integrierte Praxissemester in meinem Bachelor-Studium sehr viel dafür gebracht. Was aber die Sensibilisierung für Nachhaltigkeitsthemen in der Wirtschaft angeht, hat die htw saar schon einen guten Teil dazu beigetragen. Die Praxisnähe kam aber vor allem durch die Praktika und die wurden dann eben teilweise auch durch Dozierende vermittelt. Dass ich jetzt im Endeffekt in einem nachhaltigen Unternehmen gelandet bin, habe ich der htw saar zu verdanken, weil mich Professor Hälsig in der Vorlesung angesprochen hat, ob ich Lust hätte, da mitzuarbeiten.
Wie seid ihr eigentlich auf den Namen „alocalo“ gekommen?
David: Wir wollten das Lokale im Namen haben und der Name sollte etwas sein, das sich gut anhört und vor allem im Kopf bleibt. Auch der Begriff Allokation, also das Zusammenführen, ist enthalten, weil wir die Kunden, die eigentlich online sind zu den lokalen Händlern führen. So kamen wir dann auf „alocalo“. Das c statt dem k, weil englisch einfach cooler klingt.
Wie viele lokale Händler habt ihr aktuell?
Anna: Wir haben inzwischen deutschlandweit 135 Händler mit über 800 Filialen und die Zahlen werden natürlich immer weiter steigen.
David: Da sind auch bekannte Händler und Märkte dabei, wie zum Beispiel Globus Baumarkt, ROFU Kinderland, Leder Spahn, die CB-Parfümerien, Juwelier Krämer, Wind etc. Wir sind über das ganze Saarland verteilt und haben wirklich coole Händler.
Wie findet solch eine Idee ein Team? Gerade aus dem Kontext Entrepreneurship, veränderte Arbeitswelten und „weg vom 9 to 5 job“ gesehen; wie kam es denn dazu?
David: Also im Endeffekt war es so: es gibt ein Konzept an der htw saar das wir mit „alocalo“ pilotiert haben, das nennt sich: „Idee sucht Team“. Das ist vom Institut für Technologietransfer (FITT) initiiert. Zunächst wurde die IAENO Solutions angesprochen. Diese konnte Globus Baumarkt als Pilot-Einzelhändler gewinnen. Das Team stand fest und das Projekt war finanziert, nur die Mitarbeiter haben gefehlt. Professor Frank Hälsig hat dann gezielt Studierende angesprochen. Zu dem Zeitpunkt war er noch Geschäftsführer bei „alocalo“ und hat das Projekt betreut. Über ihn kamen dann die Mitarbeiter, wie zum Beispiel Anna und ich. Aus einem Team von drei Studierenden, das noch von Senior Experts unterstützt wurde, sind nach und nach die Initiatoren weggegangen und wurden mit erfahrenen Studierenden ersetzt.
Es wird ja oft gesagt: „Selbstständigkeit ist nicht gut, du verdienst nichts, hast viel Arbeit,…“ Was sagt ihr dazu?
David: Man macht es für sich. Natürlich ist immer ein Risiko dabei. Niemand weiß, ob „alocalo“ funktioniert. Wir glauben alle fest daran, sonst wären wir nicht hier. Wir stehen hinter der Idee und sind der festen Überzeugung, dass wir das hinbekommen. Man sich aber auch klarmachen, dass wir nicht weniger als eine nachhaltige Plattform wie Amazon kreieren wollen. Das ist natürlich eine riesen Herausforderung.
Geringere Gehälter und viele Überstunden müssen natürlich ausgeglichen werden. Und das tun wir auch, indem jeder, der hier arbeitet, aktiv selbst mitgestalten und sich entfalten kann. Das ist unserer Meinung nach viel mehr wert als Geld. Wir hatten sogar schon Mitarbeiter, die auf Geld verzichtet haben und hier einfach nur arbeiten wollten, weil sie es cool fanden.
Und wo seht ihr euch in drei Jahren?
David: Das kann ich tatsächlich relativ gut beantworten. Wir werden in drei Jahren, so wie das im Moment geplant ist, circa 200 Mitarbeitende haben und fangen gerade an, alocalo auf ganz Europa auszuweiten. Es gibt uns in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg, überall mit demselben Konzept das komplett übertragbar ist. Es gibt in Europa tatsächlich Länder, die noch einen wesentlich höheren Anteil an Einzelhändlern mit Onlineshop haben, was uns natürlich in die Karten spielt.
Sagt uns doch nochmal, warum genau ihr so nachhaltig seid im Vergleich zu Amazon?
David: Das Konzept an sich ist dadurch nachhaltig, dass wir einfach nur vermitteln. Wir werden nie selbst liefern oder verkaufen. Das wird nie passieren.
Wir werden die Einkäufe, die in der Corona Pandemie in die Onlinewelt abgewandert sind, in die Innenstädte zurückholen. Denn, so blöd es sich anhört, Globalisierung ist nicht immer nachhaltig. Wir stellen eine Möglichkeit zur Verfügung, den Produktmittelkonsum nachhaltiger zu gestalten. Wir wollen alles, was wir jetzt machen, und was uns jetzt auszeichnet auch in der Zukunft so beibehalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt für uns.
Welche Frage hättet ihr euch von uns gewünscht?
Anna: Wir würden den Leuten, die das Lesen, gerne noch mitgeben, dass es so viele schöne, tolle Läden gibt in den Städten Deutschlands, dass man nicht immer online aus jeder Richtung der Welt etwas bestellen muss, sondern auch ganz viele schöne Sachen hier findet. Und wenn man nicht weiß wo, dann kann man das über „alocalo“ herausfinden.