Veranlassung
Der Klimawandel ist ein zentrales und relevantes Thema der heutigen Zeit. Immer häufiger treten Extremwetterereignisse wie beispielsweise Starkregen auf, welche durch hohe Niederschlagsintensitäten gekennzeichnet sind. So haben Starkregenereignisse im Juli 2021 v.a. in NRW und RLP zu vielen Todesfällen und enormen Sachschäden geführt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte diese extremen Niederschlagsmengen zwar vorhergesagt, aber die Auswirkungen des Niederschlags in Form von Überflutungstiefen und hohen Fließgeschwindigkeiten in den Ortschaften blieb im Vorfeld unbekannt. Auch bei dem Pfingsthochwasser 2024 im Saarland gab es dazu keine Kenntnisse.
Es bedarf somit eines Werkzeuges um die Information einer Niederschlagsvorhersage in eine Überflutung zu transformieren und Gefahren vorherzusagen. Eine frühzeitige Warnung zur Ergreifung von Objektschutzmaßnahmen, Errichtung von Straßensperren oder Evakuierungen zum Schutz von Leib und Leben werden frühzeitig ermöglicht, wenn ein entsprechendes Transformationssystem vorhanden ist. Gerade für die Initiierung von Evakuierungen ist eine objektive Bewertung der Gefahrenlage auf Grund klarer Vorgaben nötig.
Ziel des Forschungsprojekts KliGAS Blies ist es deshalb, ein Klimagefahrenabwehrsystem (KliGAS) für das Einzugsgebiet der Blies und ihrer Nebengewässer zu entwickeln, welches die vorhergesagten Niederschläge in Überflutungen umrechnen bzw. transformieren kann. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt mit Modellcharakter das perspektivisch auf das gesamte Saarland erweitert werden soll.
Beschreibung:
Im Projekt KliGAS wird ein Frühwarnsystem, zunächst für die drängenden Themen Hochwasser- und Starkregenereignisse aufgebaut, das später auch auf weitere Klimagefahren wie Hitze, Dürre, Brände oder Stürme erweitert werden soll. Leitprojekt im Saarland ist dabei das Projekt KliGAS Blies gemeinsam mit den Blies-Anrainerlandkreisen St. Wendel, Neunkirchen und dem Saarpfalzkreis. Gefördert wird das Leitprojekt durch das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes (MUKMAV). Es gliedert sich in mehrere Stufen. Insbesondere werden dabei in den kommenden 5 Jahren neuartige Ansätze zur Überflutungsvorhersage u.a. mit Hilfe künstlicher Intelligenz untersucht.
Zum Einsatz kommen umfangreiche Grundlagendaten wie Pegelinformationen, Niederschlags- und Windmessdaten sowie -prognosen. Diese werden automatisiert und rund um die Uhr in Rechenmodellen ausgewertet und bei Erkennung einer Gefährdung Warnmeldungen übermittelt. KliGAS bietet den öffentlichen Entscheidungsträgern aus Politik und Kommunen, aber auch den Katastrophenschützern und Feuerwehren eine wichtige Entscheidungsgrundlage vor und in Katastrophenlagen. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten soll das System aus dem Leitprojekt KliGAS Blies auf das gesamte Saarland ausgeweitet werden. KliGAS ist aber auch bundesweit bereits zu einem wasserwirtschaftlichen Leuchtturmprojekt des Saarlandes geworden. Es gibt dazu bereits Anfragen aus anderen Bundesländern. Bei einem solch umfassenden Projekt, das auch den Katastrophenschutzbehörden in der Lage als Entscheidungsinstrument dienen soll, werden auch viele weitere Aspekte untersucht. Dazu gehören in KliGAS Blies u.a. die Cybersicherheit, die Verlässlichkeit von Wettermodellen und Messsystemen, Aspekte der Alarm- und Einsatzplanung, die Sicherheit kritischer Infrastruktur sowie die Visualisierung der Prognosen für die Bürger.
Neben dem Leitprojekt KliGAS Blies gibt es noch weitere kommunale KliGAS-Projekte z.B. in Eppelborn, Rehlingen-Siersburg, Wadgassen und Saarlouis, bei denen insbesondere kommunale Messdaten und Wetterprognosen für Frühwarnungen ausgewertet werden. So steht den Kommunen kurzfristig ein grundlegendes System zur Verfügung, das später in das Leitprojekt KliGAS Blies (dann KliGAS Saarland) integriert werden kann.
Eckdaten: