„Das Verständnis für verschiedene Lerntypen schärfen“

Viele Studierende kommen mit Berührungsängsten gegenüber der Mathematik und Lücken in ihrem mathematischen Grundwissen an die Hochschule. Ein integrierter Ansatz geht Mathematikprobleme an der htw saar aus gleich mehreren Richtungen an. Daraus haben sich Maßnahmen ergeben, die Auswirkungen auf die Arbeit der Schulen haben. Wenn man Schüler*innen danach fragt, welches Fach ihnen die meisten Schwierigkeiten bereitet, dann ist die Antwort in den meisten Fällen dieselbe: Mathematik. Nur ist Mathematik später auch für angehende Ingenieur*innen und Wirtschaftsexperten*innen wichtig. Für den Mathematikprofessor Dr. Frank Kneip an der htw saar wird immer wieder deutlich, dass verschiedene Studierende immer wieder die gleichen Fehler machen. Sie haben ähnliche Schwierigkeiten.
Unterschiede gibt es dennoch, sie entstehen durch die vielen möglichen Bildungskarrieren, die Studierende vor dem Antritt an der Fachhochschule durchlaufen haben: vom Gymnasium über die Fachhochschule bis hin zur Mittelschule, durch berufliche Qualifikation oder über Bildungseinrichtungen im Ausland.

„Es geht tatsächlich los mit ganz einfachen Rechenproblemen, die natürlich den Zugang zu komplexeren Vorgängen wie der Vektorrechnung verstellen“, sagt Kneip. Das Programm Mathe-MAX steht für mehr als die Verbesserung von Leistung. Der Idee nach sollen „mathematische Methoden, Modelle und Kompetenzen durch Arbeitsmotivation mit Anwendungsbezug und dem X-Faktor: Gemeinschaftserleben, Spaß, und Erfolg“ gefördert werden. Um das Problem anzugehen, haben Prof. Dr. Susan Pulham, Prof. Dr. Kneip und ihr Team zunächst Erste Hilfe-Mathekurse an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften etabliert, die sogenannten Mathe-Cafés. Dabei stehen ausgewählte Studierende ihren Kommiliton*innen in einem reservierten Seminarraum wöchentlich zur Lösung von besonders kniffeligen Aufgaben zur Seite. Das Format wurde inzwischen weiterentwickelt und noch offener gestaltet, sodass Studierende mit Matheproblemen in einem Raum jederzeit ein- oder ausgehen können. Das Format des Mathe-Café ist mittlerweile auch über den Austausch im Teilprojekt Mathe-MAX in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften fester Bestandteil des Studienangebots. Seit acht Jahren gibt es zudem die „Lange Nacht der Mathematik“ an einem Freitagabend kurz vor Ende der Vorlesungszeit. „Bis zu 250 Teilnehmende haben wir dort“, erzählt Kneip nicht ohne Stolz. Zu diesen Anlässen stellen sich die Dozent*innen selbst für das Lösen von Verständnisund Rechenproblemen zur Verfügung. Bis in die Nacht, ein, zwei Uhr gehe das dann auch tatsächlich. Die Studierenden sind also bereit, den wichtigsten Partytag der Woche zu opfern, um sich ihren Prüfungen im Studium später gelassener stellen zu können. Zur Behandlung von akuter Prüfungsangst sind auch Psychotherapeuten bei der Veranstaltung ansprechbar. Natürlich sei auch „für das leibliche Wohl gesorgt“, betont Kneip. Die Fachschaft der Fakultät kümmert sich darum.

Das Problem an der Wurzel anpacken

Kneip und sein Team aber wollten noch mehr. „Das alles war wichtig und richtig. Jedoch bekämpfen wir damit nur Symptome und nicht die Wurzel des Problems.“ Also gingen sie auf die Schulen zu, um herauszufinden, wo die Schwächen der Studierenden herkommen. Das Bildungsministerium schaltete sich ein und auch die Universität des Saarlandes stieß dazu. So entstand ein neues Format: Der
„Saarländische Dialogtag Mathematik“ war geboren. „Es geht darum, das Verständnis für verschiedene Lerntypen zu schärfen.“ So erklärt Prof. Dr. Kneip die Motivation von sich und seinem Team. Einige Schüler*innen brauchen demnach ein ganz anderes Lerntempo als diejenigen, denen die Mathematik vielleicht etwas leichter fällt. Auch dem Anwendungsbezug kommt eine tragende Rolle zu. „Schüler*innen müssen wissen, wofür sie etwas ausrechnen sollen. Daraus entsteht eine intrinsische Motivation zum Lernen“, sagt der Mathematikprofessor.

Die langen Mathematiknächte und das Mathe-Café erfreuen sich anhaltender Beliebtheit an der htw saar. Kneip und sein Team haben sich nicht das beliebteste Thema ausgesucht. Aber sie sind überzeugt, dass es wohl „einen Aufschrei“ geben würde, wenn sie ihr Engagement einstellen würden. Die langfristigen Bestrebungen, um der vielen Mathematik-Schwächen Herr zu werden, tragen mittlerweile auch Früchte: es kam zu ersten Änderungen in den Lehrplänen der Schulen und die Mathematik-Lehrenden an der htw saar sind für mögliche systematische Kenntnislücken der Studierenden sensibilisiert.

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